K&S Salzpipeline
Sep 162014
 

Runder Tisch will Fakten schaffen

Wellen am Jadebusen

Wieviel Salz verträgt das Wattenmeer? Foto: Gegenwind

(red) Um Werra und Weser von den Abwässern der Kaliproduktion zu entlasten, wird der Bau einer Pipeline von Thüringen an den Jadebusen diskutiert. Ein bisschen Salz mehr kann Nordsee und Wattenmeer nicht schaden – oder? Werner Biehl, langjähriger „Frontmann“ der Grünen in Wilhelmshaven, hat sich kritisch mit Argumenten und Papieren des „Runden Tisches Gewässerschutz“ auseinandergesetzt.

In Kassel hat sich im März 2008 der Runde Tisch „Gewässerschutz Werra/Weser und Kaliproduktion“ gegründet. Er wurde von den Ländern Thüringen und Hessen gemeinsam mit der K+S AG ins Leben gerufen. Das Unternehmen fördert Salz aus der Erde und stellt daraus im Wesentlichen Kalidünger für die Landwirtschaft her. Die Produktionsrückstände werden zum Teil auf Halden gelagert, z.T. werden sie als salzhaltige Abwässer in den Untergrund versenkt oder in die Werra eingeleitet. Nur ein kleiner Teil wird wieder in den Untergrund verbracht. Die Folge: Werra und Weser sind stark mit Salzen belastet und es besteht die Sorge, dass Grundwasser und Trinkwasserspeicher versalzen werden. Der Runde Tisch hatte die Aufgabe, nachhaltige Lösungsvorschläge zur Verbesserung der Wasserqualität in Werra und Weser zu erarbeiten. Dabei sollten Kriterien, Ziele und Instrumente der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie ebenso angemessen berücksichtigt werden wie die wirtschaftlichen Interessen der Region und die Sicherung der dort betroffenen Arbeitsplätze.

In der Sitzung des Runden Tisches am 15.09.2014 wurde „Die Fernleitung zur Innenjade als Infrastrukturmaßnahme“ diskutiert. Grundlage der Diskussion, so Werner Biehl, sei ein vom Leiter des Runden Tisches, Prof. Dr. H. Brinckmann vorgelegtes Papier, das für „einen neuen gemeinsamen Aufbruch“ sorgen solle. In diesem Papier werde definitiv die Innenjade als „der ökologisch am wenigsten nachteilige Entsorgungsweg“ vorgeschlagen.

Alternative Trassen für die Salzabwasser-Fernleitung. Grafik: K&S

Alternative Trassen für die Salzabwasser-Fernleitung. Grafik: K&S

Dazu Biehl: „Wer bisher glauben wollte, dass diese Fernleitung nur Teil eines Ränkespiels zwischen Wirtschaft, Politik und zwischen unterschiedlich agierenden Länderregierungen ist, muss endlich begreifen, dass der Druck auf Niedersachsen und die Nordseeküste und vor allem die Region um den Jadebusen in erheblichem Maße zunimmt“. Trotz anderslautender Erkenntnisse werde wieder darauf hingewiesen, dass es kein machbares Konzept für die Vermeidung der Salzabwässer vor Ort gebe. Der Bau einer Nordseeleitung „muss nun mit aller Entschiedenheit angegangen werden“, so Brinckmann in seinem Papier. Mit allergrößter Selbstverständlichkeit  werde ebenso formuliert, dass sich über kurz oder lang die öffentliche Hand an der Entsorgung beteiligen müsse bzw. durch entsprechende umweltrechtliche Verfahren “mindere Umweltziele“ auf Dauer festgeschrieben werden müssten. Denkbar sei ein irgendwie geartetes PPP-Modell, an dem sich Dienstleister/Investoren, K+S, weitere Nutzungsinteressenten, aber auch interessierte Länder beteiligen könnten.

Biehl weist darauf hin, dass der auch hier wieder hervorgeholte Vergleich der  Kavernensalzwasser mit dem Industrieabwasser von K+S vorsätzlich falsch angewandt würde. Vergleichende Untersuchungen von Meerwasser der südlichen Nordsee und den in dem Industrieabwasser vorhandenen Schadstoffkonzentrationen zeigten, dass die dort gemessenen Schadstoffkonzentrationen z. T. um das mehr als Hundertfache über den Konzentrationen im Meerwasser lägen.
Interessant sei noch ein anderer Aspekt. Das Papier erwähne erstmals die Möglichkeiten, dass sich für weitere Unternehmen „Entwicklungspotentiale“ ergeben könnten. Das heiße, so Biehl, dass sich alle möglichen anderen Unternehmen in die Nordseeleitung einkaufen könnten, um auf diese Weise ihre eigenen Schadstoffe loszuwerden.

Das Papier und die entsprechenden Vorlagen sind im Internet unter www.runder-tisch-werra.de einzusehen.

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