Ganztagsschule
Jan 082003
 

Mehr Unterricht

Wird die Bildungsoffensive der Landesregierung auch in Wilhelmshaven ankommen?

(noa) Ein Jahr nach PISA fand am 3. Dezember eine Informationsveranstaltung des Stadtelternrates zum Thema Ganztagsschule statt, und Eltern, LehrerInnen, LokalpolitikerInnen und städtische Verwaltungskräfte nutzten die Gelegenheit, sich zu informieren.

Regierungsschuldirektor Helmut Temming, von Haus aus Lehrer, als ehemaliger Schulleiter ganztagsschulerfahren, betätigt sich seit einiger Zeit als Reisender der Bezirksregierung in Sachen Ganztagsschulen. Er ist überzeugt von seinem „Produkt“ und vermittelte die Informationen, die alle Beteiligten brauchen, um sich darüber klar zu werden, ob sie eine Ganztagsschule wollen.

Neue Ganztagsschule

Anders als die schon lange bestehenden Ganztagsschulen, die vorrangig aus sozialpädagogischen Erwägungen (Betreuung der Kinder und Jugendlichen am Nachmittag) eingerichtet wurden, ist die „Neue Ganztagsschule“ ein bildungspolitisches Konzept. Es geht um mehr Unterricht.
Eine Ganztagsschule arbeitet an vier Tagen in der Woche 8 Zeitstunden, der fünfte Tag (meist wohl der Freitag) ist kürzer. An mindestens zwei Tagen in der Woche finden ganztätig Unterrichtsveranstaltungen statt, die für alle SchülerInnen der Ganztagsklasse verpflichtend sind. An den anderen Nachmittagen finden Angebote statt, zu denen sich die SchülerInnen melden können, die nach Anmeldung dann verbindlich besucht werden müssen.
Für je zwei Stunden Unterricht, die die Schule mehr erteilen muss, gibt es 2,25 Lehrerstunden mehr. Ab 200 SchülerInnen, die das Ganztagsangebot wahrnehmen, bekommt die Schule eine sozialpädagogische Fachkraft vom Land. Die Ganztagsschule bekommt ein Budget zur Finanzierung ganztagsspezifischer Angebote in Höhe von 125 EUR pro SchülerIn pro Nachmittag pro Schuljahr. Dieses Mittelkontingent kann die Schule selbstbestimmt einsetzen.
140 neue Ganztagsschulen will die Landesregierung genehmigen. Vier Mrd. Euro gibt der Bund dazu; bei gleichmäßiger Verteilung auf die Bundesländer und nachrangig auf die Ganztagsschulen in spe wären Bundesmittel in Höhe von 400000 Euro (z.B. für Umbauten) zu bekommen.
Es sollen Ganztagsschulzentren eingerichtet werden; wenn eine einzelne Schule sich zur Ganztagsschule wandeln will, muss sie also andere Schulen als Partner gewinnen. Gedacht ist das Konzept für die Sekundarstufe I, also für die Schuljahrgänge 5 bis 10. Ganztags-Grundschulen können in einem Stadtgebiet, das an der „Sozialen Stadt“ teilnimmt, entstehen.

… in Wilhelmshaven?

Die Veranstaltung Anfang Dezember bildete den Auftakt zu vielfältigen Aktivitäten des Stadtelternrates. Im kommenden Dezember müsste ein Antrag fertig sein und samt pädagogischer Konzeption eingereicht werden, sollte ein Ganztagsschulzentrum in Wilhelmshaven gewünscht werden. So will der Stadtelternrat Gespräche mit Elternvertretungen und Schulleitungen führen, um den Bedarf zu ermitteln.
Angesichts der Begrenzung auf 140 Standorte in Niedersachsen müsste eine Ganztagsschule schon 2003 beantragt werden; sich ein Jahr mehr Zeit zu lassen, könnte bedeuten, dass der Zug abgefahren ist. Temming betonte mehrfach, dass eine knappe Zustimmung in einem Kollegium oder einer Elternschaft nicht reichen wird, um eine Ganztagsschule erfolgreich zu betreiben. Damit alle Beteiligten wissen, worauf sie sich einlassen, wenn sie diesen Wunsch äußern, wird es auf Konferenzen und Elternabenden in den nächsten Wochen und Monaten viele Diskussionen geben müssen.


Veranstaltungen des Stadtelternrates:

Schulpolitik in Niedersachsen
Die Niedersächsische Kultusministerin Renate Jürgens-Pieper spricht über die Schulpolitik in Niedersachsen. Sie wird zur gesamten Bandbreite der Veränderungen in der Schullandschaft Stellung nehmen und sich den Fragen des Publikums stellen.
Mittwoch, 8. Januar, 20.00 in der Aula des Gymnasiums am Mühlenweg


Bildungspolitik im Wahlkampf

SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP stellen ihre bildungspolitischen Reformansätze vor. Da die Unterschiede recht groß sind, kann diese Veranstaltung denen, die mit Schule zu tun haben und noch nicht wissen, wem sie bei der Landtagswahl ihre Stimme geben wollen, vielleicht eine Entscheidungshilfe sein.
Es sprechen: Dr. Philipp Rösler (FDP-Generalsekretär in Niedersachsen), Michel Golibrzuch (B’90/Die Grünen – MdL), Dr. Uwe Biester (CDU – MdL) und Wolfgang Wulf (SPD – MdL)
Dienstag, 14. Januar, 18.00 in der Aula des Gymnasiums am Mühlenweg

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