Der Weg zur Fahrradstadt Wilhelmshaven führt durch viele Schlaglöcher
(ube) Unter dem Motto „Fahrradstadt Wilhelmshaven – Anspruch und Wirklichkeit“ veranstalteten die Volkshochschule, die Wilhelmshavener Zeitung und der ADFC am 23.10.2017 eine Podiumsdidkussion im Hans Beutz Haus. Moderiert wurde die Diskussion vom Chefredakteur der Wilhelmshavener Zeitung, Gerd Abeldt.
Podiumsteilnehmer waren Oberbürgermeister Andreas Wagner, Stadtbaurat Oliver Leinert, der Sachbereichsleiter Verkehr der Polizeiinspektion Wilhelmshaven/Friesland, Klaus-Rüdiger Harms, der Fahrradbeauftragte der Stadt Wilhelmshaven Volker Hasenmüller und der Vorsitzende des ADFC Wilhelmshaven, Harald Witte.
Nach Ergebnissen des bundesweiten ADFC Fahrrad-Klimatests von 2016 belegt Wilhelmshaven den Rang 79 von 98. Grund genug für die Veranstalter, genauer hin zu schauen, wo in Wilhelmshaven die Schlaglöcher auf dem Weg zu einer fahrradfreundlichen Stadt liegen.
In seinem Initialvortrag zeigt Harald Witte mit Fotobeispielen die größten Probleme, vor denen Radfahrer in dieser Stadt stehen. Witte bemängelte, dass der Rat der Stadt Wilhelmshaven ein bereits 2010 dem Rat vorgelegtes Fahrradkonzept bis heute nicht beschlossen hätte.
Oliver Leinert stellte fest, dass sich die Verwaltung dennoch an das Konzept gebunden fühle und dieses nach und nach umsetze. Leinert verwies insbesondere auf den ‚Runden Tisch‘ und die Arbeit des Radbeauftragten Volker Hasenmüller und des Verkehrsplaners Martin Heintz. Leinert stellte auch eine Reihe von baulichen Maßnahmen für einen verbesserten Radverkehr vor. Auffallend war, dass bei den erwähnten Beispielen die Innenstadt aussen vor blieb.. Leinert verwies auch auf einen Ragwegkatalog, der die baulichen Mängel im Radverkehr aufzeige. Holger Witte bestritt dies und stellte fest, dass der ‚Runde Tisch‘ in diesem Jahr nur einmal getagt hätte und ein Protokoll immer noch nicht vorläge.
Auf die Frage, welchen Stellenwert der Radverkehr für den Rat und die Verwaltung der Stadt habe, stellte OB Andreas Wagner fest, dass es einen großen Nachholbedarf gebe. Wagner gab bekannt, dass im Finanzausschuss gerade die Verdoppelung der Mittel für den Fahrradwegebau von 200.000 Euro auf 400.000 Euro pro Jahr beschlossen worden ist. Kritik übte Wagner aber an den Autofahrern. „Es muss bewußt gemacht werden, daß Radfahrer auch auf der Straße fahren dürfen.“. Wagner präferiert sogenannte Fahrradstraßen als Verkehrsachsen durch die Stadt.
Zum eingangs erwähnten Fahrradkonzept bekannte sich Wagner deutlich:“Ich halte es für wichtig, daß der Rat sich mittels Beschluss hinter das Konzept stellt.“ Wichtig sei aber, das Konzept zu überarbeiten, um auch E-Bikes und Pedelecs mit einzubeziehen.
Auffallend ist (nach gründlicher Recherche im Ratsinformationssystem), dass nach 2014 in den Gremien keine Diskussion über das Fahrradkonzept stattgefunden hat.
Der Fahrradbeauftragte Volker Hasenmüller wünschte sich von Rat und Verwaltung mehr mutige Entscheidungen für Radkonzepte.
Klaus-Rüdiger Harms bemängelte, dass viele E-Bike Nutzerinen und Nutzer ihre Fahrzeuge nicht wirklich beherrschen und somit Gefahrensituationen hervorrufen.
Im Verlauf der Diskussion wurden vielle Einzelbeispiele für gelungene Maßnahmen für den Radverkehr, aber auch viele offene Baustellen benannt. Oliver Leinert wies noch auf aktuelle Massnahmen bezüglich Fahrradabstellplätzen und Ladestationen hin. So soll am Südstrand Höhe KW-Brücke eine komfortable Fahrradstation entstehen. Ein neuer Verkehrsrechner, der die Ampelschaltung der Stadt steuert, sei bestellt und werde im ersten Quartal 2018 installiert. Dies würde auch für Radfahrer eine Erleichterung bedeuten. Man denke auch über ein Fahrradparkhaus am Bahnhof nach.
Harald Witte forderte zusammenfassend am Schluss eine deutliche Entschärfung von Gefahrenpunkten, bessere Beschilderung und Fahrradmarkierungen auf der Straße mit Piktogrammen, die deutlich machen, dass dort auch Radverkehr statt findet und den Radfahrern gefühlt größere Sicherheit vermitteln.
Insgesamt war es eine mit ca 70 Gästen gut besuchte Veranstaltung, auf der intensiv und konkret diskutiert wurde. Was am Ende für die Radfahrerinnen und Radfahrer heraus kommt, bleibt abzuwarten. Letztlich gibt es für alle RadfahrerInnen die Möglichkeit, sich mit ihren Belangen an die zuständige TBW, den ADFC oder ihre Ratsvertreter zu wenden.
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