(buw/hk) 1978 bekam die ICI die Genehmigung, in ihrer Anlage 150.000 Tonnen PVC pro Jahr zu produzieren. 1988 wurde eine Produktionserhöhung auf 180.000 Tonnen genehmigt. Jetzt will die ICI die Produktion nochmals um 50.000 Tonnen erhöhen. Das alles geschieht, ohne daß großartige Umbauten vorgenommen werden, einfach durch die Erhöhung des Durchsatzes. Daß sich dadurch. auch die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Störfalles erhöht – bisher krähte kein Genehmigungshahn danach.
Man kann sich das so vorstellen, daß ein Auto, welches für eine Geschwindigkeit von 150 km/h konzipiert und zugelassen wurde, durch einige Veränderungen am Vergaser plötzlich 180 km/h bringt. Noch einige kleine Änderungen lassen den Wagen mit 230 durch die Gegend sausen. Doch das Fahrgestell, die Reifen, die Bremsen alles das entspricht noch der Urfassung, die mal schlappe 150 fuhr. Ob so ein Wagen vom TÜV seinen Stempel kriegen würde?
Doch bei der PVC-Produktion, wo krebserregende Stoffe unter extremen Bedingungen verarbeitet werden, scheint es in der Genehmigungspraxis keine Probleme zu geben.
Erfreulich ist, daß die Bezirksregierung die erneute Produktionserhöhung nicht wieder versucht ohne öffentliche Beteiligung durchzuführen. Scheinbar zeigt die langersehnte Ablösung des Regierungspräsidenten Schweer, als Folge des Regierungswechsels in Hannover, jetzt erste positive Auswirkungen.
Genaueres zum ICI- Antrag werden wir erst im nächsten GEGENWIND bringen können: Die Antragsunterlagen liegen erst nach Drucklegung dieser Ausgabe öffentlich aus. Doch der Bekanntmachungstext der Bezirksregierung läßt schon jetzt befürchten, daß auch für die erneute Produktionserhöhung kein neues Sicherheitsgutachten erstellt wurde.
Aug 161990
Mit Volldampf ins Risiko?