Gegenwind 1986
Jun 261986
 

Frauen in den Rat?

Frauenliste zur Kommunalwahl am 5. Oktober

(red) Mit einer eigenen Frauenliste werden politisch engagierte Wilhelmshavenerinnen in den kommenden Kommunalwahlkampf ziehen. Noch vor der Sommerpause tritt die „Wilhelmshavener Frauenliste“ vor die Öffentlichkeit. Ihr Ziel: „Mehr Frauen in den Rat der Stadt!“

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Jun 261986
 

Neuer Spitzenkandidat?

Will SPD-Adam Oberbürgermeister werden?

(rob) Als ein Gegenwind-Mitarbeiter einen Tag nach der Landtagswahl, am Montag, dem 16. Juni das Radio anschaltete, um – wie immer mittags – die „Rundschau“ von Radio Bremen zu hören, spitzte er plötzlich die Ohren.

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Jun 261986
 

Unter sich

blieben Wilhelmshavens Christdemokraten, als sich Bundeskanzler Helmut Kohl anläßlich seines Wahlkampfbesuches in das „Goldene Buch“ der Stadt eintrug.
Nach den Gründen für die bei solchen Anlässen unübliche Aussperrung von Vertretern der anderen Parteien befragt, antwortete CDU-Oberbürgermeister Hans Janßen dem Vernehmen nach, die „Sicherheitskräfte“ hätten den Teilnehmerkreis sehr eng begrenzt. Einer der wegen der „Sicherheitskräfte“ Aussortierten, SPD-Fraktionschef Udo Bergner, ist immerhin Richter am Verwaltungsgericht Oldenburg. Ein anderer der liberale Wolfgang Latendorf, der ohnehin im sicherheitsempfindlichen Bereich arbeitet.
Ohne Peinlichkeiten ging die im Dienste der Sicherheit von politisch Andersdenkenden freigehaltene Eintragung ins „Goldene Buch“ doch nicht ab. Als Kanzler Kohl einen ihm zugedachten teuren Wilhelmshaven-Bildband öffnete, fiel sein Blick auf eine Widmung des Oberstadtdirektors Arno Schreiber an die Professorin Heide Pfarr, die in einem SPD-geführten Schröder-Kabinett einen Ministerposten hätte übernehmen sollen. SPD-Wahlkämpferin Pfarr hatte den kostbaren Bildband ein paar Tage zuvor mit der freundlichen Bemerkung zurückgereicht, sie würde überall mit solch gutgemeinten Geschenken ausgestattet, die die Gemeinden nur viel Geld kosteten. Kohl nahm seinen Bildband mit.

Jun 261986
 

Prügelknaben

Zu den Vorfällen bei der Kohl-Kundgebung

Sicher, wer hat das schon gern, wenn er so offen kritisiert und vor allem so treffend charakterisiert wird wie Helmut Kohl durch eine überdimensional-große Birne, die – auf einer Sänfte ruhend – den „Aussitzer der Nation darstellend, durch die Reihen der ca. 3000 Kundgebungsteilnehmer getragen wurde.

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Jun 261986
 

2 Monate nach Tschernobyl

ist anscheinend wieder alles in Ordnung. Die offiziellen Verlautbarungen geben völlige Entwarnung – alles kann unbedenklich gegessen werden usw. Doch die Angaben der Regierungen beziehen sich nur auf das radioaktive Jod 131 – andere Stoffe existieren scheinbar gar nicht. Nur die unabhängigen Untersuchungsstellen an den Universitäten beweisen täglich, daß noch längst nicht alles in Ordnung ist: Milch und Milchprodukte, Wildfleisch, Lamm und Fleisch von freilaufenden Hühnern, Süßwasserfische, Pilze usw. – all diese Stoffe tauchen als cäsium- und rutheniumbelastet in den täglichen „Becquerel-Hitparaden“ auf. Und die Situation entspannt sich nicht – sie verschärft sich noch immer. Zu behaupten, daß alles in Ordnung ist, ist nur dann möglich, wenn die statistisch nachweisbare Zunahme der Krebsrate bewußt in Kauf genommen wird.
Wir können heute auch kaum noch Verhaltensempfehlungen geben – wir müssen uns wohl damit abfinden, daß wir in den nächsten Jahren und Jahrzehnten ständig mit der Gewißheit leben müssen, daß wir mit allen Lebensmitteln schädigende Strahlungsteilchen aufnehmen.
Trotzdem muß die Bevölkerung ständig über die Werte in den verschiedensten Hauptnahrungsmitteln unterrichtet werden. Nur dann kann der einzelne entscheiden, welches Risiko er bereit ist einzugehen.

Zitat der Woche
„Wo wollt ihr denn mit dem ganzen Atommüll hin, wenn die Atomkraftwerke sofort abgeschaltet werden?“
Frage des SPD-OB-Kandidaten Eberhard Menzel auf der Tschernobyl-Veranstaltung der Wilhelmshavener Friedensbewegung an W.Biehl (Grüne).
Jun 261986
 

Korrigieren

müssen wir eine Meldung, in der Rechtsanwalt Bolko Seifert als „Einrichter“ des „Auflaufrestaurants Pumpwerk 1“ bezeichnet wird. Seifert hat mit vier anderen das alte Pumpwerk nur gekauft. Für Namensgebung (Pumpwerk !) + Ausstattung des attraktiven Gartenrestaurants ist der jetzige Pächter verantwortlich.

Jun 261986
 

Nach der Wahl

erst wollen Wilhelmshavener Kommunalpolitiker über den von Umweltschützern unter Beschuß geratenen Bebauungsplan Kirchreihe entscheiden. Die Schaffung von zwanzig „erstklassigen“ Einfamilienhausgrundstücken für betuchte Jadestädter wird die Stadt runde 1,1 Millionen DM kosten. Sinn der Zerstörung des ehemaligen „Wagner-Grüns“ an der Kirchreihe ist es, reiche Leute nach Wilhelmshaven zu locken, um die mageren städtischen Einkünfte aus der Einkommenssteuer aufzubessern. Die Gemeinden erhalten nur 15% der in ihrem Bereich gezahlten Einkommenssteuer, und das ist im strukturschwachen Wilhelmshaven nicht viel. Die Sozialdemokraten fordern eine gleichmäßige Verteilung der Einkommenssteuer – unabhängig vom Reichtum der einzelnen Gemeinden. Die CDU als Partei der Besserverdienenden lehnt dies ab.

Jun 261986
 

Fortgezogen

nach München ist aus beruflichen Gründen unser Mitarbeiter Stefan Amandi, der uns gut zwei Jahre mit Rat und Tat zur Seite stand. Wir wünschen dem Stefan in seiner neuen Heimat viel privaten, beruflichen und politischen Erfolg.

Jun 261986
 

Ignoranz

Neue Sachverhalte sind in den letzten Monaten durch die Bauverwaltung am Banter See geschaffen worden. Obwohl der Rat dem Bebauungsplan 120 A und B (Banter See) noch nicht zugestimmt hat, ist die Verwaltung schon im Vorgriff zur Tat geschritten. Uferbereiche sind abgeflacht worden – ein Uferweg ist mittels Bulldozer rücksichtslos freigeschoben worden.
Ähnlich rigoros setzt man sich über die vielen hundert Einwendungen Wilhelmshavener Bürgerinnen und Bürger hinweg, die sich für den Erhalt des jetzigen naturnahen Zustandes einsetzten.
Und da man schon am Ignorieren ist, geht’s dem in der Diskussion befindlichen Bebauungsplan ebenso: Man baut einen Parkplatz an einer Stelle, wo im Plan überhaupt keiner vorgesehen ist.
Da die Bauverwaltung damit zeigt, wie wenig sie von Bürgerbeteiligung hält, kann nur eine politische Entscheidung des Rates Tatendurst und Zerstörungsdrang stoppen. Alle Fraktionen des Rates sind aufgefordert, eine Entscheidung zu Gunsten der Natur am Banter See zu erzwingen.
Dieses aber noch vor der Kommunalwahl im Herbst, damit Bekenntnisse zur Wahl nicht das bleiben, was sie meist waren: Wählerverdummung!

buw/ uwe walter

Jun 261986
 

Unglaubwürdig

verhielten sich Wilhelmshavener Sozialdemokraten in der Ratssitzung am 18. Juni, als es um die Verabschiedung einer Resolution in Sachen Tschernobyl ging. Gefordert wurde darin von der Landesregierung „die schnellst mögliche Abschaltung des Kernkraftwerkes Esenshamm“, in dessen unmittelbaren Einfluß- und Katastrophenbereich Wilhelmshaven liegt.
Während die von der „Bürgerschaft“ eingebrachte Resolution im Umweltausschuß am 4. Juni noch eine stattliche Mehrheit aus Sozialdemokraten, Liberalen und Bürgerschaft fand, standen im Rat am 18. Juni die beiden Kleinen auf verlorenen Posten. Entgegen allen vor der Landtagswahl getätigten Versprechen der SPD, sich für einen baldigen Ausstieg aus der Kernenergie einzusetzen, stimmten die Sozialdemokraten zusammen mit der Atomkraftpartei CDU gegen die Resolution“ oder beteiligte sich gar nicht an der Abstimmung. Offizielle Begründung: Derlei Resolutionen würden nur für den Papierkorb fabriziert.

Jun 261986
 

Größenwahnsinnig

sind nach Meinung eines prominenten SPD-Funktionärs einige Sozialdemokraten nach der Landtagswahl geworden, in der Wilfried Adam für seine Partei wieder das Ergebnis von 1978 hereinholte und nahe an die 50% kam. In der CDU hingegen soll es mächtig gekracht haben, da man die Bedenken besorgter Parteifreunde wegen des schlechten Listenplatzes für den CDU-Kandidaten „Jochen“ Gottschalk in den Wind geschlagen hatte. Gedrückte Stimmung auch bei den Grünen, die sich drei Tage nach der Wahl eigentlich „im Freudentaumel nach unserem grandiosen Erfolg“ treffen wollten (Veranstaltungseinladung vom 9.6.). Landtagskandidat Werner Biehl: „Die, die uns jetzt gewählt haben, sind der harte Kern.“

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