Voslapper Groden
Apr 012009
 

An einem Strang

Die Natur- und Umweltverbände Wilhelmshavens melden sich zu Wort

(hk) Das hat bis vor einigen Monaten keiner für möglich gehalten: die Umweltverbände Wilhelmshavens wenden sich in einer gemeinsamen Erklärung gegen die Zerstörung des Voslapper Grodens, plädieren fürs Grün in der Stadt und wenden sich gegen den Bau weiterer Kohlekraftwerke.


Wir dokumentieren die Resolution in voller Länge.
Zur Sicherung der Lebensqualität in den betroffenen Gemeinden haben die unterzeichnenden regionalen Verbände und Vereine einvernehmlich Folgendes beschlossen:

Resolution
Erhalt der EU-Vogelschutz- und Naturschutzgebiete Voslapper Groden
Im Voslapper Groden hat sich über einen Zeitraum von mehr als 35 Jahren eine auf dem Festland Niedersachsens einmalige vielfältige Flora und Fauna entwickelt. Das Gebiet wurde deshalb nach europäischem und nationalem Recht unter Naturschutz gestellt.

  • Der Bestand dieser Naturschutz- und EU-Vogelschutzgebiete des Voslapper Grodens als Bestandteil des europaweiten Naturschutznetzwerkes „Natura 2000″ ist, wie gesetzlich gefordert, dauerhaft zu sichern und auch als räumliche Trennung zwischen Industrie und Wohnbebauung in Voslapp zu belassen.

Ein Eingriff in die Schutzgebiete im Voslapper Groden ist aufgrund der einmaligen Struktur – mit 24 Biotoptypen – faktisch nicht zu kompensieren.
Erhalt des Grünbestandes im Wilhelmshavener Stadtgebiet
Der Grünbestand im Bereich der Stadt Wilhelmshaven ist Lebensqualität für die Bürger und ein wichtiger natürlicher Filter und Kompensator gesundheitsschädlicher Emissionen der Wilhelmshavener Industrie.

  • Eine Minderung des Grün- und Baumbestandes in Wilhelmshaven ist dem gemäß unverantwortlich und umgehend einzustellen.
  • Eine Erhöhung der Industrie-Emissionen muss mit einer Erhöhung des Baumbestandes vor Ort verbunden sein.

Eine Verlagerung von rechtlich vorgeschriebenen Kompensationsmaßnahmen bei Eingriffen in Natur und Landschaft in entfernte Landkreise, wie kommunal geplant, bewirkt eine Gesundheitsverschlechterung und Minderung der Lebensqualität der Bürger vor Ort.
Erhalt der gesunden Umwelt in der Jaderegion
Der Rat der Stadt Wilhelmshaven hat – ohne die Bürger zu befragen – den Bau von bis zu vier neuen Kohlekraftwerksblöcken ermöglicht. Deren Betrieb würde für Stadt und Region mit einer erheblichen Erhöhung gesundheitsschädlicher Emissionen verbunden sein.
Dies wäre gegenüber den Menschen der Region nicht zu verantworten und widerspräche den regionalen wie globalen Maßnahmen und Zielen zum Klimaschutz. Eine solche Ballung von Kohlekraftwerken würde dem Ansehen von Stadt und Region und dem Tourismus erheblich schaden.

  • Ein Betrieb von mehr als insgesamt zwei Kohlekraftwerken ist den Bürgern von Stadt und Region nicht zuzumuten und ist zu verhindern.
  • Zur Immissionsentlastung der Region ist beim Betrieb von Kohlekraftwerken die Kraft-/ Wärmekopplung unerlässlich.

Diese Resolution soll auch ein Signal an die politischen Entscheidungsträger sein, zu erkennen, wo die Grenze zwischen wirtschaftspolitischen Interessen und der Lebensqualität der Bürger liegt. Die Verantwortung gegenüber den nachfolgenden Generationen sollte bei allen Entscheidungen vorrangig sein.

Unterzeichnet wurde die Resolution von

Biologische Schutzgemeinschaft Weser-Ems e.V. (BSH)
Bund für Umwelt und Naturschutz Niedersachsen e.V. (BUND),
Deutscher Alpenverein (DAV)
Landesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz Niedersachsen (LBU)
Naturfreunde Deutschland e.V.
Naturschutzbund Deutschland (NABU)
Schutzgemeinschaft Jade Region e.V.
Tierschutz-Aktiv-Friesland und Umzu e.V.

 


Welch einen hohen Stellenwert die Natur- und Umweltverbände dieser gemeinsamen Erklärung zuweisen, beweist die Tatsache, dass z.B. der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) dafür von seiner bisherigen eindeutigen Ablehnung des Baus von Kohlekraftwerken abging. In der Wilhelmshavener Zeitung war dazu zu lesen, dass Peter Hopp vom BUND klar machte, dass sein Verband über die Formulierung in der Resolution „Ein Betrieb von mehr als insgesamt zwei Kohlekraftwerken ist den Bürgern von Stadt und Region nicht zuzumuten und ist zu verhindern“ hinausgeht und jedes Kohlekraftwerk ablehnt. Warum dann allerdings die Kreisgruppe Wilhelmshaven des BUND diese Resolution mit unterzeichnet hat, bedarf mit Sicherheit der Klärung innerhalb des Verbandes und auch vor der Wilhelmshavener Öffentlichkeit, denn es reicht doch wohl, dass die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt von den politischen Parteien für dumm verkauft werden.

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