Transportnachfrage
Feb 142009
 

Ein Gespenst geht um…

Wegen sinkender Transportnachfrage im Containergeschäft sehen sich mehrere Reedereien dazu gezwungen, ihre Kapazitäten zurückzufahren. Schon im letzten Oktober meldeten Hamburger und Londoner Schiffsmakler, dass allein in den Größenklassen zwischen 1.000 und 4.000 Containereinheiten (TEU) weltweit gut 60 Schiffe auf Ladung warten.


Inzwischen hat das Ladungsaufkommen – insbesondere im Containerverkehr zwischen Asien und Europa – weiter dramatisch abgenommen und veranlasst jetzt die Reeder, ganze Liniendienste einzustellen. Die weltweit bedeutendste Reeder-Internationale „Grand Alliance“ – der auch die (weiterhin in Hamburg ansässige) Reederei Hapag-Lloyd angehört – reduziert ihre Transportkapazitäten um zwölf Prozent.
Und die Senator Lines – Nummer 3 unter den deutschen Containerreedereien nach Hapag-Lloyd und Hamburg Süd – macht ihren Laden Ende Februar gar ganz zu. Weil sowohl in naher Zukunft als auch längerfristig keine Besserung erkennbar sei, hätten sich die Gesellschafter zu diesem Schritt entschlossen.
Das bekommen jetzt nach dem Umschlageinbruch in Hamburg auch die Bremerhavener zu spüren: An den Schiffsliegeplätzen unter den Containerbrücken herrscht zuweilen gähnende Leere und die gewöhnlich endlose Schlange von Container-Lastzügen bei den Terminal-Abfertigungen ist zu einem Nichts zusammen geschnurrt.
Jetzt greift der dramatisch einbrechende Containerverkehr auch auf die Beschäftigung an den Terminals über: Die Eurogate beschäftigt 200 von der Hamburger Hafenbetriebsgesellschaft überlassene Kollegen nicht weiter. In Bremerhaven ist nach Überstunden- und Urlaubsabbau ab Mai Kurzarbeit für 2.500 Beschäftige möglich.
An eine ‚Wachstumsdelle’, die schon im nächsten Jahr überwunden sein soll, glaubt man in Hafenkreisen offenbar nicht mehr: So wollte der Hamburger Wirtschaftssenator Axel Gedaschko jüngst den Hafenentwicklungsplan darauf einstellen, dass der Ausbau des Hafens wegen der Krise der Weltwirtschaft verlangsamt werden muss. Bislang würden die städtischen Planer davon ausgehen, dass der Containerumschlag in Hamburg – von gegenwärtig 10 Mio. – bis zum Jahr 2015 auf 18 Mio.TEU ansteigen werde. Die darin genannten Zahlen seien „…so nicht mehr haltbar“ erklärte er, und weiter: „Wir werden mit Sicherheit nicht die Kapazitäten auf Halde erweitern, wenn die Nachfrage nicht da ist.“ (Welt Online, 31.01.09). Doch flugs hat ihn die Hamburger Hafenlobby zurückgepfiffen. Jetzt schweigt er lieber – ganz bei Fuß…
Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich die Weltwirtschaftskrise zu einer Wirtschaftskatastrophe auswächst, denn ein Gespenst geht um in Deutschland (und morgen in der ganzen Welt?) – der Protektionismus!
78 Prozent der deutschen mittelständischen Unternehmen wünschen sich von der Politik protektionistische Maßnahmen. „Die Rufe nach mehr öffentlichen Investitionen und einem besseren Schutz vor ausländischen Konkurrenten werden immer lauter, wie die Erhebung der Beratungsfirma Ernst & Young unter 3.000 mittelständischen Unternehmen ergab.“ (Welt Online, 01.02.09)
Auch in den USA stellt man Überlegungen an, wie man die nationalen Infrastrukturprogramme so gestalten kann, dass nur US-Firmen zum Zuge kommen.
Falls das Gespenst die Oberhand über die Globalisierung gewinnt – was wird dann aus dem JadeWeserPort?! Restnutzung als Touristikmeile während des alljährlichen Kurzbesuchs von Traditionsseglern? Oder – im Falle einer rezessionsbedingten Bauunterbrechung – Umwidmung des JWP-Spülfeldes in ein eingedämmtes Strandbad? (jm)

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