Peace
Mai 302001
 

Kuhdorf

In unserer April-Ausgabe schrieben wir: „Der Stadt Wilhelmshaven gelingt es immer wieder, negative Schlagzeilen zu produzieren. So richtig negativ werden die Schlagzeilen erst durch die Politik des Verharmlosens und Leugnens – so auch beim Millionenminus der WPG. Wie lange braucht Wilhelmshaven, um wieder auf dem alten Schuldenberg zu sitzen? Es werden noch Wetten angenommen.“

Heute nehmen wir Wetten an, wie lange die Stadt Wilhelmshaven noch braucht, um den millionenteuren Imagegewinn durch die Expo am Meer zu verspielen. Wird er noch bis zum Sommer halten? Die Vorkommnisse um die „Peace“ geben zu schlimmsten Befürchtungen Anlass.
FigurDer Dreimaster Peace verließ am 25. Mai wutentbrannt und unter Hinterlassung vieler Vorwürfe fünf Tage früher als vorgesehen seinen Liegeplatz am Bontekai. Der Aufenthalt in Wilhelmshaven war für die Peace ein finanzielles Desaster. Mit der Wilhelmshavener Projektgesellschaft (WPG) bestand ein Vertrag, dass die Peace von Wilhelmshaven aus zu insgesamt 8 Segeltörns in See stechen sollte. Doch außer einer kurzen Presseerklärung am 17. Mai: „Am kommenden Wochenende wird neben dem weltgrößten Segler der Welt, die „Sedov“, auch die „Peace“ am Bontekai liegen. Beide Schiffe liegen in unmittelbarer Nähe der „Towarischtsch“, der ehemaligen „Gorch Fock I“, die mittlerweile einen Dauerliegeplatz in Wilhelmshaven hat“ geschah seitens der Stadt nichts. Auch die WPG lag im Tiefschlaf.
Die in der Wilhelmshavener Zeitung vom 26. Mai 2001 dargestellten Fakten wirken wie ein Kapitel aus einer Neuauflage des Buches „Wilhelms wahnsinnige Erben“. Wir zitieren daraus: „Man habe den Versprechungen der Stadt und der Wilhelmshaven Projekt GmbH geglaubt. Die aber hätten ihre Hände in den Schoß gelegt. ‚Wir haben nicht das Gefühl, dass die Stadt dem eigenen Anspruch mit ihrem Motto gerecht wird.’, meint David (1. Offizier der Peace, hk). Sein Fazit: Wenn sich an der Zusammenarbeit nichts ändere, sei Wilhelmshaven als Anlaufhafen für Großsegler gestorben. (…)
Schon im Dezember wurde mit der WPG ein Vertrag geschlossen, demzufolge das Schiff, das unter Kennern einen guten Ruf genießt, für einen Monat von Cuxhaven an die Jade kommen. (…) Sechs Tages- und zwei Wochenendtörns sollte die WPG vermarkten. Zustande kam letztlich ein einziger Tagestörn mit 49 Gästen. ‚In einem Monat haben wir Einnahmen von netto vielleicht 1.000 Mark’, klagt David.“
Die Peace ließ für den Wilhelmshaven-Aufenthalt sogar den lukrativen Hamburger Hafengeburtstag sausen. Peace-Offizier David wirft den Stadtoberen Desinteresse vor. „Kein offizieller Vertreter der Verwaltung oder der WPG habe sich zur Begrüßung sehen lassen. In der Seeschleuse sei die Ankunft des Schiffes nicht einmal bekannt gewesen. Statt dessen sein man vom Hafenkapitän der Stadtwerke zur Abnahme von Strom zu einem unvertretbar hohen Preis gezwungen worden. Durch rüden Tonfall und die Drohung mit der Wasserschutzpolizei hätten die Mitarbeiter der Stadtwerke eine echte ‚Abzocker-Mentalität’ an den Tag gelegt. David: ‚So etwas ist mir in fünf Jahren an Bord der Peace nicht passiert’.“
Dieses Desinteresse hat bereits Auswirkungen auf „Wilhelmshaven maritim“: Die Frederyk Chopin und die Khersones strichen das maritime Wochenende bereits aus ihrem Törnkalender, und die Peace wird im September von Bremerhaven statt von Wilhelmshaven zu ihrer Atlantiküberquerung starten.
Die Einsicht des Wilhelmshavener Pressesprechers Michael Konken: „Wir verspielen Kapital, das wir in vier Jahren Arbeit mühsam erworben haben“,  kommt da hoffentlich nicht zu spät.
Es werden noch Wetten angenommen, wann Wilhelmshaven sich endgültig als Kuhdorf outet. (hk)

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