Neue Zeitung
Aug 101992
 

Kommentar:

Die Erde liegt in unserer Hand
Eine neue Zeitung gibt es in Wilhelmshaven: „Die Erde liegt in unserer Hand“. – Der Name der Zeitung macht das Ziel deutlich: Es geht nicht um Wilhelmshavener Probleme, es geht um Weltprobleme. In der Anfang August erschienen Ausgabe geht es um folgende Themen: Atombombentests, Einsatz der Bundeswehr „out of area“, Kindernahrung in der 3.Welt, Imperialismus, Agrochemie, Kolonialismus.
Die Zeitung „Die Erde liegt in unserer Hand“ berichtet über das, was gerade in der Bundes- und Weltpolitik aktuell ist, und so nicht in der „normalen“ Tagespresse veröffentlicht wird. Die „Erde … “ veröffentlicht allerdings in erster Linie Nachdrucke aus anderen Zeitungen – weil das, was gesagt werden muß, oftmals ja schon mal jemand gesagt, geschrieben hat. Und das genau ist das Manko dieser Zeitung: Ich wollte wissen, wie die Bewegung in Wilhelmshaven aussieht. Was sagt die Frauenliste zum § 218 – warum unterstützt die Willehad-Kirche einseitig die Kroaten, wie steht der türkische Verein zu den Kurden, wer betreibt heute in Jugoslawien die Zerstückelung des Landes und in wessen Interesse geschieht das, was ist in Südafrika los? – es gibt sicher tausend Themen, die innerhalb der Wilhelmshavener Linken nicht oder nur oberflächlich diskutiert werden, aber eigentlich auf die Tagesordnung gehören.
Die Auflage der Zeitung (200) zeigt, daß es den MacherInnen in erster Linie darum geht, den politisch engagierten Teil der Bevölkerung zu erreichen, anzusprechen. Nur: Diese Leute lesen zumeist mehrere Tages-, Wochen- und Monatszeitungen und sind bestimmt nicht gerade wild darauf, dasselbe Problem mit anderen Worten in „Die Erde …“ kommentiert zu bekommen.
Die Diskussion darüber wird nicht aufgrund von mit anonymen Namen gezeichneten Artikeln vonstatten gehen. Es gibt in Wilhelmshaven genügend Menschen, die in der Lage sind, zu bestimmten bundes- und weltpolitischen Themen Stellung zu nehmen. Das zu fordern und zu fördern – das wäre Aufgabe einer Zeitung wie „Die Erde …“.

Hannes Klöpper

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