Leserbrief
Dez 152009
 

Antwort

Unseren Artikel zur Kündigung des Radio-Jade-Redakteurs Wolle Willig im letzten Gegenwind beendeten wir mit dem folgenden Satz: “Ist der Bürgerfunk, der einmal aus links-gewerkschaftlichen Kreisen heraus geboren wurde, in der Kälte des Neoliberalismus angekommen? Radio Eriwan, bitte antworten.“

Hier ist die von der Gegenwindredaktion erbetene Antwort von Radio Eriwan:
Zweidrittel einer Seite widmet der Gegenwind in seiner Novemberausgabe den Vorgängen oder Hintergründen um die Entlassung des langjährigen Radio-Jade-Redakteurs Wolle Willig.
Wie die Spitze des Lokalsenders mit ihr unliebsam gewordenen Mitarbeitern – ob es haupt- oder ehrenamtliche, ob es festangestellte oder freie Mitarbeiter sind, ist dabei völlig gleich – verfährt, ist doch ein alter Hut in neuem Glanz.
Mit dem jetzigen Opfer hat es aber jemanden erwischt, der von Anbeginn Teil des Systems war – und ganz sicher nicht nur als ein kleines Rädchen im Getriebe.
Vielleicht war er nicht so sehr der aktive Faktor, aber ein Passiver und Dulder war er allemal, und gedanklich – zumindest nach außen – stets in der Nähe des Chefredakteurs und seiner aushäusigen Lenker.
Ich möchte nur an den hässlichen Hinauswurf der äußerst fähigen und allseits beliebten Sekretariatsleiterin Irmtraud D. erinnern, der man am letzten Arbeitstag vor dem wohlverdienten Urlaub, statt ihr erholsame Ferien zu wünschen, kommentarlos das Kündigungsschreiben in die Hand drückte, um ihren Arbeitsplatz für einen Günstling freizuschaufeln, der schon Gewehr bei Fuß stand. Oder zum Beispiel an die fadenscheinig und völlig unzutreffend begründete und nach Einschalten eines Anwalts blitzschnell modifizierte Kündigung von Walther Schäfer erinnern. Mich wundert am Gebaren der wirklich Verantwortlichen bei Radio Jade gar nichts mehr – mich wundert nur, dass die Gegenwindmacher plötzlich über den Rauswurf Wolle Willigs so verwundert sind.
Bei ein wenig wachen Sinnen hätte dieser Klüngel in der Führung des Regionalsenders doch schon häufiger die Alarmglocken schrillen lassen müssen. Ich habe selber erfahren dürfen (müssen), wie dort die ‚Führungsspitze‘ agiert.
Mitarbeiter, die sich nicht zu einem roten Filzchen degradieren lassen, sondern sich ihren Charakter, ihren freien Geist und ihre Unabhängigkeit bewahren, werden ohne Hemmungen von der Führungsspitze schon mal ganz schnell und unbedarft als rechtsradikal verleumdet und den Organen des Staatsschutzes zur Beobachtung anempfohlen.
Oder es werden Namenslisten, die der Redaktion zur Information überlassen wurden, von der Redaktionsleitung dazu benutzt, die auf diesen Gästelisten verzeichneten Personen anzurufen und ihren Gastgeber für bestimmte Veranstaltungen aufs übelste zu diffamieren.
Über diese ‚Spielchen’, sofern man da noch von ‚Spielchen‘ reden kann, habe ich dem Rundfunkrat Mitteilung zukommen lassen. In den Reihen dieser hehren Einrichtung hat sich aber niemand für diese Provinzposse interessiert. Man schrieb jedenfalls, man wäre nicht zuständig für solcherart Dinge. Wahrscheinlich war es den Damen und Herren in diesem erlauchten Kreise zu popelig, um sich damit zu beschäftigen. Beschäftigen sollte sich der Vorstand des Vereins (wenn er denn nicht nur Attrappe ist) vielleicht einmal mit den Bezügen und Einkünften der geschäftsführenden Personen – da würde man garantiert noch Einsparmöglichkeiten finden, zumal das Gehalt des Chefredakteurs und Geschäftsführers den Etat des Senders ja gar nicht belastet, sondern von der Landesmedienanstalt getragen wird. D
er ehrenamtliche Bereich ist doch gegenüber den Anfangsjahren des Senders schon äußerst blutarm geworden. Er eignet sich bestimmt nicht mehr zum Blut-Abzapfen. Wenn von den geringen Mitteln, die für die meisten der Ehrenamtlichen aufgewendet werden, noch mehr gestrichen wird, dann ist die Zeit abzusehen, in der unser ‚geliebtes Regionalradio’ seine ehrenamtlichen Mitstreiter an den Fingern von nur einer Hand abzählen kann. Darum ist es vielleicht ganz gut, dass es jetzt mit Wolle Willig einmal jemanden aus dem inneren Zirkel getroffen hat und dadurch vielleicht ein Dominoeffekt ausgelöst wird.
Ich sage aus meiner Sicht der Dinge und ihrer Entwicklung schon mal „Gute Nacht Matthes“ für ein unabhängiges und neutrales lokales Radio Jade.

Ewald Eden, Edo-Wiemken-Straße 31a, 26386 Wilhelmshaven

LeserInnenbriefe geben ausschließlich die Meinung des Verfassers wieder. Die Redaktion behält es sich vor, Leserbriefe zu kürzen.

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