Landesbühne
Mrz 052008
 

Ein starkes Stück: Landnahme

Selten liest sich ein Bühnenmanuskript so spannend wie ein gutes Buch. Die „Landnahme“ von Harry Newman nimmt einen jedoch von der ersten Zeile an – im Doppelsinne – gefangen: In unglaublicher Dichte sind Form und Inhalt auf das Wesentliche reduziert. Die Qualität des Textes überzeugte auch Regisseur Christof Meckel und Dramaturg Hauke Bartel, das Stück aufzunehmen, das erst 2007 seine deutsche Uraufführung hatte.


stiefelVor dem Hintergrund der Unterdrückung eines Volkes bzw. Landes seziert Newman die „Kolonialisierung der Seele“. Sofort stellt sich die Frage: Auf welchen aktuellen oder auch historischen Krisenherd bezieht er sich dabei? Auf gar keinen, sagt er – und schafft diesen Drahtseilakt, obwohl er Assoziationen weckt: David heißt der „Diplomat“, der die einmarschierenden Soldaten begleitet und abgesichert durch deren Waffen mit platter und doch subtiler Rhetorik eine „freundliche Übernahme“ zur Schau stellt. Übrigens die stärkste Figur im Stück, die Darsteller Oliver Schönfeld da schultern muss. Es ist die Rede vom Land, in dem Milch und Honig fließen, dem Land der Väter der Väter der Väter, Anspielungen auf die arabische Sprache der Unterdrückten. Doch es hätte den Stoff disqualifiziert, einseitig wertend den Konflikt zwischen Israel und Palästinensern als Vorlage zu nehmen, weshalb weitere Figuren die zeitliche und räumliche Dimension erweitern – ob Persephone (Fruchtbarkeitsgöttin der griechischen Mythologie), Jens (deutsche / nordische Figur), Andrew (Weltmacht USA) oder Gomes (Lateinamerika). Auch Bartel und Meckel verstehen das Stück als Modell ohne konkreten Bezug. Beeindruckend ist für sie die Menschenkenntnis, mit der Newman seine Figuren zeichnet, „ohne sie zu verraten“.
Newman versteht sein Stück „als Versuch, die Eigendynamik des Unrechts zu verstehen und zu sehen, was nötig ist, damit man dagegen ankämpft.“ Siegen am Ende die Waffen oder der gewaltfreie Widerstand? Persephone findet schließlich ihren eigenen Weg, damit ihre Freiheit nicht länger bedroht wird … Mehr sei nicht verraten, schauen Sie mit uns, ob die Landesbühne ihr Versprechen halten wird: „Das wird ein intensiver Abend“. (iz)

„Landnahme“, am Sa, 15.3.2008 (Premiere )
Mi, 26.03 / Fr. 28.03 / Sa. 05.04,
jeweils um 20 Uhr im Stadttheater Wilhelmshaven.

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