Klein Wangerooge
Mrz 072014
 

Wohnmobile statt naturnaher Naherholung

Ratsbeschluss konterkariert Ergebnisse der Banter See-Konferenz

 

Sand, Büsche, geschützter Trockenrasen, himmlische Ruhe: All das soll unter einem Campingplatz mit 200 Stellplätzen verschwinden. Foto: Imke Zwoch

Sand, Büsche, geschützter Trockenrasen, himmlische Ruhe: All das soll unter einem Campingplatz mit 200 Stellplätzen verschwinden. Foto: Imke Zwoch

(red / bund) Ein Ergebnis der 1. Banter See-Konferenz (Januar 2012) war ein Campingplatz auf der Nordseite des Banter Sees, an der Henschelstraße auf dem freiwerdenden Gelände des Mischwerks. Warum werden solche basisdemokratisch erarbeiteten Absprachen vom Rat torpediert? Der BUND Wilhelmshaven zeigt auf, warum ein Campingplatz auf dem Gelände von Klein Wangerooge die denkbar schlechteste Lösung ist.

Erklärung der BUND-Kreisgruppe Wilhelmshaven

Ende Oktober 2013 beauftragte der Rat der Stadt die Verwaltung, einen Campingplatz am Standort „östlich Klein-Wangerooge“ (200 Stellplätze!) planungsrechtlich zu sichern. Naturschützer und andere Freunde des naturnahen Erholungsgebietes waren alarmiert. Unsere BUND Kreisgruppe war in den letzten Wochen mit Vertretern des Rates und auch mit der Wilhelmshavener Zeitung vor Ort, um die Problematik aufzuzeigen. Hier das Positionspapier, das der BUND allen Ratsmitgliedern zukommen lassen hat und das als Diskussionsgrundlage gern weiterverteilt / geteilt werden darf:

Campingplatz am Banter See?

Auf den ersten Blick scheint es eine gute Idee zu sein, bei Klein Wangerooge einen Campingplatz zu bauen. Schließlich will man dem Tourismus in der Stadt mehr Raum geben. Aber es wäre ein großer Fehler, denn man würde den Charme des Gebietes unwiederbringlich zerstören. Naturschutz, naturnahe Erholung für Einheimische sowie deren Bereitschaft, sich für ihre Stadt zu engagieren, würden auf der Strecke bleiben. Dort, wo der Campingplatz entstehen soll, befindet sich heute Sandmagerrasen, umsäumt von Bäumen und Sträuchern. Angrenzend findet man Schilfröhricht, Weiden-Sumpfwald und Kleingewässer. Hier leben seltene Arten wie Mauerraute – Asplenium ruta-muraria, Echtes Tausendgüldenkraut – Centaurium erythraea, Wasserfeder – Hottonia palustris, Europäische Stechpalme – Ilex aquifolium, Knotiges Mastkraut – Sagina nodosa und die beiden Orchideenarten Breitblättriger Stendelwurz – Epipactis helleborine und Großes Zweiblatt – Listera ovata. Klein Wangerooge ist ein schönes Beispiel dafür, dass sich Naturschutz und Naherholung nicht widersprechen müssen, sondern hervorragend nebeneinander existieren können. Trockenrasen und Röhricht sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz geschützte Lebensräume. Das hat gute Gründe, denn diese Lebensräume sind auf der Roten Liste der gefährdeten Biotope als stark gefährdet eingestuft. Eine Beeinträchtigung und Zerstörung ist grundsätzlich verboten. Eine Ausnahme von diesem Verbot ist nur möglich, wenn es für den Eingriff keine Alternative gibt und dieser ausgeglichen werden kann. Eine Befreiung von dem Schutz ist nur bei überwiegendem öffentlichem Interesse, dem nicht anders Rechnung getragen werden kann, möglich. Es dürfte kaum glaubhaft zu machen sein, dass dies die einzige Stelle in Wilhelmshaven ist, an der ein Campingplatz möglich ist.

Naherholung heute

Klein Wangerooge hat zweifellos durch die Wasserqualität des Banter Sees an Attraktivität verloren, es ist aber immer noch ein beliebtes Naherholungsgebiet in schöner Umgebung. Dort, wo man heute Beach-Volleyball spielen kann oder unter Bäumen und Büschen Wind- und Sonnenschatten suchen und in kleinen Nischen seine Ruhe finden kann, sollen 200 Stellplätze entstehen. Für die Wilhelmshavener bleibt dann nur die Wiese direkt anschließend an die Badestelle. Hier darf man dann neben dem Zaun zum Campingplatz nebeneinander liegen. Abendliche Feten werden künftig um 22:00 Uhr zu Ende sein, schließlich wollen die Urlauber sich erholen. Fast jeder Wilhelmshavener erinnert sich an nette Zusammenkünfte in Klein Wangerooge in seiner Jugend. Ist es das wert, dies alles zu zerstören und durch Autoverkehr und 200 meist betonierte Plätze auf einem Campingplatz zu ersetzen?

Lohnt sich Engagement für diese Stadt?

Mit viel Zeit und Energie haben sich Wilhelmshavener Bürger gemeinsam Gedanken gemacht, wie der Banter See in Zukunft aussehen soll. Auf der Banter See Konferenz wurde ein Vorschlag für die künftige Nutzung des Banter Sees erarbeitet. Klein Wangerooge ist auf der Karte, die als Ergebnis der ersten Konferenz veröffentlicht wurde, als Fläche für „Baden und Erholung“ eingetragen – mit anderen Worten, man ist dafür, die bisherige Nutzung zu erhalten. Flächen für einen Campingplatz sind in der Karte am Nordufer des Sees vorgesehen. Noch bevor die zweite Banter See Konferenz tagt, versuchen Verwaltung und Rat, die Filetstücke am Banter See zu vermarkten. Damit wird ohne Not der Gestaltungsspielraum am Banter See drastisch eingeengt. Auch bei STEP plus wurde mehrfach gefordert, dass für den Banter See ein Gesamtkonzept erstellt werden müsse. Mit einer solchen Maßnahme werden diejenigen, die sich engagiert haben, vor den Kopf gestoßen. Die Verantwortlichen täten gut daran, der Politikverdrossenheit nicht noch weiter Vorschub zu leisten, sondern die Wünsche der Bevölkerung ernst zu nehmen. Bislang gibt es nur einen Planungsauftrag des Rates an die Verwaltung. Noch ist es nicht zu spät, die Überlegungen anhand der hier vorgebrachten Fakten zu revidieren. Die BUND Kreisgruppe Wilhelmshaven fordert, Klein Wangerooge mit seinen geschützten Biotopen in der jetzigen Nutzung zu erhalten und einen anderen Standort für einen Campingplatz zu suchen.
Zuerst veröffentlicht auf der Gegenwind Facebook-Seite am 7. März 2014

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