Jugendarbeit
Aug 282002
 

Nullnummer

Wilhelmshavens Jugendarbeit liegt am Boden

(hk) Ende 2001 musste die Werkstatt der Stadtjugendpflege im Krähenbusch wegen Wassereinbruchs und Schimmelbefalls geschlossen werden. An eine Wiederbelebung des Kellergewölbes als Werkstatt ist allerdings auch zukünftig nicht zu denken: Die geringe Raumhöhe verbietet eine entsprechende Nutzung.

 Inzwischen liegt die städtische Jugendarbeit vollends am Boden. Verwaltungsleute, insbesondere Dezernent Kotteck und Jugendamtsleiter Jürjens, tragen hierfür die Verantwortung, auch wenn von dieser Seite gerne so getan wird, als trage der 40%ige-Heimwart (in einem Schreiben Jürjens‘ an Heiko Kupke heißt es: „Sie (haben) zu … 40% Heimwart und sonstige Tätigkeiten“ auszuüben) des Krähenbusches, Heiko Kupke, die Schuld an der Misere. Und das ist schon erstaunlich, dass eine nicht „fachlich ausgebildete Kraft“ in der Lage ist, einen ganzen Betrieb zum Erliegen zu bringen!

Räumliche Alternativen

Wenn die Jugendarbeit nach Schließung der Krähenbusch-Werkstatt weitergehen sollte, musste Ersatz gesucht werden. Untersucht wurden z.B. Räume in der Wasserturmschule (u.a. Fahrrad-, Computer-, Keramik-, Textil- und Holzwerkstatt), am Kanalweg 14 (hier tagte im September 2001 sogar der Jugendhilfeausschuss) und die Halle von Ford-Hillmann am Banter Markt, mitten in einem der sozialen Brennpunkte der Stadt.
Die Wilhelmshavener Zeitung machte in dieser Zeit den Verwaltungsverantwortlichen immer wieder Feuer unterm Hintern. Einige Zitate: „Aus dem Amt hieß es ‚Wir kümmern uns.‘ Es wurde leider nicht bekannt, wer sich wann kümmerte. Ein feines Beispiel für praxisorientierte Jugendarbeit!“ (Schimmel – WZ 14.6.02) „Das alles dürfte die Jugendlichen, die lediglich eine Werkstatt möchten, um sich zu betätigen, wenig interessieren, eher schon, wie denn die offenbar seit November andauernde ‚ständige Suche‘ der Stadt nach einer Ersatzlösung bislang aussah.“ (Jugendamt ist „ständig auf der Suche“ – WZ 20.6.02). „Doch Insider vermuten, dass im zuständigen Fachbereich der Stadt – vom Dezernenten angefangen – eine endgültige Antwort auf die Frage, ob man dort eine Werkstatt einrichten könne, einmal mehr in schlechter Bürokraten- und Politiker-Manier ausgesessen wird.“ (Zweifel an der Suche nach einer Jugendwerkstatt – WZ 9.7.02).

Alles muss raus!

Doch es sollte noch schlimmer kommen: Die drei Schiffe Drushba, Sisyphos und Tyrkir, allesamt von der Jugendpflege in eigener Regie und mit finanzieller Unterstützung des Arbeitsamtes zu Highlights der Wilhelmshavener Jugendarbeit hergerichtet, sollen laut einem Bericht der WZ vom 1. August 2002 ‚einer anderen Verwendung‘ zugeführt werden. Einen entsprechenden Auftrag hat der Dezernent Klaus-Dieter Kotteck dem Stadtjugendpfleger Waldemar Strauch bereits erteilt.
Besonders pikant wird die Sache, wenn man bedenkt, dass allein für die Herrichtung von Sisyphos und Tyrkir ca. 1,2 Millionen DM aus den Kassen der Arbeitslosenversicherung geflossen sind.
Nebulös bleibt auch die Behauptung, dass „kürzlich erst 20.000 Euro für einen neuen Motor aufgebracht werden mussten“ (Amtsleiter Jürjens laut WZ vom 1.8.02). Hierfür fanden wir nirgends eine Bestätigung!
Eine Veräußerung der Boote würde das Arbeitsamt auf den Plan rufen, das die bereitgestellten Mittel von der Stadt zurückfordern müsste! Darum sucht man wohl nach einem Träger für den Betrieb der Boote, der diese dann der Jugendpflege zur Nutzung zur Verfügung stellen könnte. Neben den drei Booten geht es auch um die Abstoßung des Spielewagens der Jugendpflege. Das Interesse an einem solchen Deal ist nicht besonders groß, es sei denn, die Boote werden für einen nur symbolischen Betrag in andere Hände, z.B. der Gesellschaft für paritätische Sozialarbeit, übergeben. Die entsprechenden Verbindungen des Dezernenten könnten da wohl hilfreich sein.

Der Schuldige

Schuld an der gesamten Misere ist einzig und allein der Werkstattleiter Heiko Kupke – so jedenfalls muss man die Aussagen einer sich hin- und herwindenden Stadtverwaltung interpretieren. Und Kupkes Vergehen ist leicht benannt: er ist krank geworden!
„Der Werkstattleiter sei jedoch seit November (…) krank. So sei die Jugendpflege personell nicht in der Lage, das Angebot anzunehmen.“ heißt es in einer Erklärung, warum die Räumlichkeiten der Wasserturmschule nicht genutzt werden.
Auch die Misere mit den Schiffen hat Heiko Kupke zu verantworten. Nach Angaben des Jugendamtsleiters Jürjens steuerte und wartete der erkrankte Kupke die Boote, eine Behauptung für die wir keine Bestätigung bekommen konnten, zumal Kupke ja auch schriftlich von der Amtsleitung mitgeteilt bekam, dass er sich gefälligst nur im Krähenbusch aufzuhalten habe.

Keine Werkstatt geplant!

In einem uns zugespielten Schriftverkehr teilte der Leiter des Jugendamtes Klaus Jürjens Herrn Kupke im April 2002 mit, dass der Aufbau einer neuen Werkstatt „in absehbarer Zeit nicht zu realisieren ist“ und sein Arbeitsplatz ausschließlich im Krähenbusch und nicht „in der Halle am Kanalweg noch an einem anderen Ort“ ist. Damit machte Jürjens klar, dass seine Aktivitäten zur Findung einer neuen Werkstatt nichts als Luft waren. Mit der Verbannung Kupkes in die Räumlichkeit Krähenbusch verhinderte er gleichzeitig, dass dieser seine Aktivitäten zur Nutzbarmachung der Halle am Kanalweg fortsetzen kann.
Kupke forderte den Amtsleiter Klaus Jürjens am 15. Mai 2002 auf, dafür Sorge zu tragen, dass er „wieder eine Werkstatt bekomme, in der ich mit Kindern und Jugendlichen sach- und fachgerecht und nach dem geltenden Recht der Arbeitsstättenverordnung arbeiten kann.“
Der Brief an den Amtsleiter endet mit dem Satz „Auch wenn laut Ihren Aussagen Herr Kotteck mich ‚lieber heute als morgen‘ loswerden möchte – so bitte nicht! Ich meine, dieses Verhalten geht vor allem zu Lasten der Kinder und Jugendlichen – wollen Sie das?“

Und die Politik?

Vollmundig geht es hier immer direkt vor und nach Wahlen zu. Vor der Wahl die großen Versprechungen und ein parteienübergreifendes Gebalze um die Stimmen der Jugendlichen. Und wenn die Wahl dann nicht so lief wie geplant (geringe Wahlbeteiligung, viele Stimmen für rechtsextreme Parteien usw.), dann werden wieder Ausschüsse gebildet, Stammtische abgehalten – doch nur, bis sich die Wogen geglättet haben. Dann geht alles wieder seinen normalen Gang und der heißt: Kein Geld!

Auf der Internetseite der Stadtjugendpflege wird übrigens so getan, als gäbe es die Holz-, Fahrrad- und Töpferwerkstatt im Krähenbusch noch – nur den Namen des Werkstattleiters hat man vorsorglich schon gelöscht. Da heißt es nur noch: N.N. – Spielewagen – Kreativtreff – Holzwerkstatt – Fahrradwerkstatt

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