JadWeserPort
Okt 242000
 

Am Katzentisch

Jade-Weser-Port: Auch mit den indirekten Arbeitsplätzen sieht es mau aus!

(jm) Für die strukturschwache Region Jade-Weser-Raum ist das Projekt von Beginn an mit erheblichen Beschäftigungseffekten verbunden, die sich nach Erreichen der Auslastung der vorgeschlagenen ersten Phase (zwischen den Jahren 2013 und 2015, der Verf.) auf bis zu 3.600 Arbeitsplätze belaufen dürften.

Lediglich diesen einen Satz aus der Kurzfassung der Machbarkeitsstudie für einen Container- und Mehrzweckhafen in Wilhelmshaven über die regionale Beschäftigungswirkung eines JadeWeserPorts hat die Wilhelmshavener Hafenwirtschaftsvereinigung (WHV) bislang für die Veröffentlichung freigegeben.
Die Seiten 104 bis 136, in denen unter dem Kapitel Wirtschaftliche Bewertung des Terminals neben einer betriebswirtschaftlichen Analyse die Regional- und gesamtwirtschaftlichen Aspekte des Projekts behandelt werden, hat man vor Aushändigung an die Umweltverbände aus der Kurzfassung entfernt!
Aber immerhin war man doch so großzügig, den Jade-Weser-Raum als das Gebiet offenzulegen, in welchem besagte Effekte später mal zum Tragen kommen sollen.
Transportgeografisch wird dieser Raum durch das Viereck Bremerhaven, Bremen, Oldenburg und Wilhelmshaven umrissen. Angenommen, die für dieses Gebiet angekündigten 3.600 Arbeitsplätze wären realistisch, bleibt nur noch die Frage zu beantworten, wie sie sich anteilmäßig über den umrissenen Raum verteilen würden. Da die WHV diesbezügliche Informationen bedauerlicherweise unter Verschluss hält, bleibt einem nichts anderes übrig, als Material aus anderen, weniger verstopften Quellen zu schöpfen…
So gibt es nach einer Untersuchung des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) (Quantifizierung der Hafenabhängigkeit der Bremerhavener Wirtschaft, Mai 1999) in Bremerhaven rund 9.500 hafenabhängige Arbeitsplätze.

[SCM]actwin,0,0,0,0;gw162.pdf - Adobe AcrobatAcrobat03.03.2015 , 13:12:10Wie aus Tabelle 1 zu ersehen, sind hier alle direkt und indirekt hafenabhängigen Arbeitsplätze Bremerhavens für 1997 erfasst. Deren Anzahl ist zwischen 1970 und 1997 von 24.765 auf 9.476 – also um 15.289 Beschäftigte (61,7%) gesunken! Die Anzahl der hafenunabhängig Beschäftigten fiel in diesem Zeitraum lediglich um 7,7%. Während der Anteil der hafenabhängigen Beschäftigung 1970 noch einen Anteil von 39% an der Gesamtbeschäftigung hatte, waren es 1997 noch 20,9%.(Quellen: Dannemann: Die Hafenabhängigkeit der Bremischen Wirtschaft und Lüneburg, Dannemann, Lörcher: Ökonomische und fiskalische Bedeutung der Häfen für Bremen) Dass dies nicht allein auf das Werftensterben zurückzuführen ist, belegt nachfolgende Tabelle:[SCM]actwin,0,0,0,0;gw162.pdf - Adobe AcrobatAcrobat03.03.2015 , 13:13:11

Obiger Abgleich mit einer Vorläuferstudie des ISL von 1990 zeigt an, dass die direkten und indirekten hafenabhängigen Beschäftigtenzahlen in drei auch für einen evtl. JadeWeserPort relevanten Bereichen innerhalb von acht Jahren zusammengenommen um 34,6% abgenommen hat – und das, obwohl neben dem Containerumschlag auch der Autoumschlag in Bremerhaven am boomen ist. Und im Containersektor müssen auch zukünftig weitere massive Rationalisierungsmassnahmen durchgeführt werden, wenn man überleben will. (s. Artikel Unrealistisches Zahlenwerk, Gegenwind Nr. 161).

Nach einer anderen Untersuchung der Firma PLANCO-Consult aus dem Jahre 1998 (PLANCO-Consultig GmbH: Regional- und Gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Bremischen Häfen, Mai 1998 – Kurzfassung) gibt es insgesamt 99.000 Arbeitsplätze, im Sinne einer existenziellen Verbundenheit mit den bremischen Häfen.
Davon existieren 49.500 in Bremen, 9.500 in Bremerhaven und 40.000 im Umland bzw. anderswo. Dieses Zahlenverhältnis gilt zwar für die hafengebundenen Tätigkeiten insgesamt. Das dürfte bei den Container gebundenen Tätigkeiten jedoch nicht viel anders sein – der Grund: Alle wirtschaftlichen und behördlichen Aktivitäten, die sich zwar auf die Häfen in Bremerhaven beziehen, finden jedoch außerhalb Bremerhavens statt. So ist z.B. ein großer Teil der Speditionsfirmen, Maklerbüros, Reedereiniederlassungen, die über Bremerhaven aktiv sind, mit ihren Hauptstellen und dem Grossteil ihrer Beschäftigten in Bremen ansässig. Sie unterhalten in Bremerhaven lediglich kleine Büros. Ein anderes Beispiel ist die Vielzahl der Container Pack-, Service- und Reparaturbetriebe, die in Bremen ansässig sind, obwohl dort kaum noch Containerumschlag stattfindet.
Da entsprechende Untersuchungsergebnisse zum JadeWeserPort zurückgehalten werden, sei es erlaubt, folgende Rechnung aufzumachen: Überträgt man die regionale Verteilung der mit den bremischen Häfen direkt und indirekt verbundenen Arbeitsplätze auf die 3.600 durch den JadeWeserPort bis zum Jahre 2015 angekündigten, dann würden die sich im Jade-Weser-Raum wie folgt verteilen: – Bremen: 1.790 -, Umlande 1.460 -, Wilhelmshaven: 350 Arbeitsplätze…
Es deutet somit einiges darauf hin, dass Wilhelmshaven – auch was die direkten und indirekten Beschäftigungseffekte zusammengenommen betrifft – den Platz am Katzentisch zugewiesen bekommen würde.
[1] ISL: Quantifizierung der Hafenabhängigkeit der Bremerhavener Wirtschaft, Mai 1999
[2] Quellen: Dannemann: Die Hafenabhängigkeit der Bremischen Wirtschaft und Lüneburg, Dannemann, Lörcher: Ökonomische und fiskalische Bedeutung der Häfen für Bremen
[3] PLANCO-Consultig GmbH: Regional- und Gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Bremischen Häfen, Mai 1998 – Kurzfassung
Vorherige Seite Titelseite Nächste Seite

Sorry, the comment form is closed at this time.

go Top