Gegenwind-Gespräch: Ehnste Lauts
Aug 022000
 

Vichy-Vachy

Vichy: Echte Städte-Partnerschaft oder nur „Wildwechsel“ von Politikern?

(ef/noa) Vichy ist eine von drei Partnerstädten Wilhelmshavens und auch die am häufigsten in der Ortspresse genannte. Erst vor kurzem verkündete die „WZ“ das 35jährige Bestehen dieser Städtefreundschaft. Grund genug, einmal mit dem Leiter der Projektgruppe Vichy zu sprechen.

Ehnste Lauts, Bauer im Vorruhestand und Ortsbürgermeister von Sengwarden, stand uns freimütig Rede und Antwort.

Gegenwind: Sie sind Leiter der Projektgruppe Vichy, unserer Partnerstadt seit 35 Jahren. Wie kamen Sie zu diesem Job?
Ehnste Lauts: 35 Jahre ist das für mich nicht her. 35 Jahre ist das mit dem Jugendaustausch. Für mich ist das erst 22 Jahre her. Damals hatte Oberstadtdirektor Eickmeier den Wunsch, dass das mit der Städtepartnerschaft nicht mehr so direkt über die politische Schiene gehen sollte, sondern dass die Bürger die Chance bekommen sollten, mit der Partnerstadt Kontakt zu bekommen. Und da sprach er mich an und sagte: „Du bist Bauer und kannst das. Mach’ das mal.“ Und da habe ich es gemacht und mehr und mehr Freude daran gefunden.

Und was ist genau die Projektgruppe?
Damals hat sich die Gesellschaft für internationale Kontakte (GIK) gebildet, und für die einzelnen Partnerstädte wurden die Projektgruppen gegründet, und ich bin aus der GIK heraus Leiter der Projektgruppe Vichy geworden, die etwa 85 bis 90 Personen zählt. Die zahlen einen Monatsbeitrag von 3 DM und erwerben damit das Recht, an einem Vichy-Besuch teilzunehmen. Die zehntägige Fahrt kostet dann pro Person 1000 DM.

Sehen wir es dann richtig, dass es immer die gleichen Leute sind, die Vichy besuchen?
Ja, einige fahren immer wieder, aber es kommen auch mal neue dazu.

Nun fahren Sie mit Ihrer Projektgruppe nicht ausschließlich nach Vichy, sondern unternehmen auch Fahrten z.B. nach Hannover, nach Berlin und auch in die neuen Bundesländer. Sind Sie eher ein Reiseverein als eine echte Begegnungsgruppe?
Dass wir während des Jahres weitere Fahrten und Besuche unternehmen, war der Wunsch unserer Mitglieder. Bei diesen Fahrten unterstützt uns mit Rat und Tat der Vichy-Beauftragte der Stadt, Wilfrid Adam. Der hat viele gute Beziehungen aufgrund seiner Funktion als Landtagsabgeordneter.

Zurück zu Vichy. Im Rahmen eines Besuches findet immer ein „Wilhelmshaven-Abend“ statt. Wer finanziert diesen Abend? Öffnet sich da der Stadtsäckel?
Wir bewirten an diesem Abend unsere französischen Gäste mit heimischen Produkten, wie z.B. Schwarzbrot und Bier aus Jever. Die Produkte sind fast alle gesponsert. Die Stadt gibt nichts dazu.

Sponsoring wird bei Ihnen wohl groß geschrieben.
Ja, das stimmt. Früher gab die Stadt Geld dazu, aber seit von da keine Unterstützung mehr kommt, sind wir auf Sponsoring angewiesen. Zwischen den Vichy-Reisen muss jeweils eine kleine Gruppe hinfahren, um die nächste Fahrt vorzubreiten und das Besuchsprogramm abzusprechen, und wenn z.B. Herr Reiche diese Gelegenheit ergreift, sich die Wasserversorgung in Vichy anzuschauen, dann kommt auch etwas Geld in die Reisekasse. Wir wollen für diese vorbereitenden Fahrten nicht auf die Mitgliedsbeiträge der GIK zurückgreifen.

Es gibt ein Besuchsprogramm und dabei sicher außer dem Wilhelmshaven-Abend noch weitere direkte Kontakte zur Bevölkerung. Oder?
Nicht so viele, da die meisten Fahrtteilnehmer der französischen Sprache nicht mächtig sind. Es sind Kontakte zwischen Vereinen entstanden, aber darüber kann ich Ihnen nicht viel sagen, denn wenn so ein Kontakt entstanden ist, ist unsere Aufgabe erledigt, und dann halten wir uns raus.

Von der Partnerstadt spürt und sieht man in Wilhelmshaven kaum etwas. Da soll es zwar einen französischen Briefkasten in der Peterstraße geben, aber es gibt weder eine Straße noch einen Platz, der auf unsere Partnerstadt Vichy hinweist. Wie ist das umgekehrt?
In Vichy gibt es einen Platz, da haben wir einen Anker mit dem Hinweis auf unsere Stadt aufgestellt.

Können Sie uns etwas über den augenblicklichen Stand des Jugendaustauschs zwischen unseren beiden Städten sagen?
Nein, da fragen Sie besser den Stadtjugendpfleger.

Das werden wir sicher als nächstes tun. Vielen Dank für das Gespräch.

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