Verwirrung...
… herrscht an der Fachhochschule über das Semesterprogramm
(noa) An der Fachhochschule können Menschen, die in einer betrieblichen Ausbildung z.B. im Bereich Maschinenbau sind, gleichzeitig studieren. „Praxisverbund“ nennt sich dies Modell, das von der Wirtschaft sehr gelobt wird.
Im laufenden Semester erfüllt die Fachhochschule der Wirtschaft einen Wunsch. Ihre studierenden Auszubildenden sollten doch bitte nicht gar so lange dem Betrieb fernbleiben, sondern schon im Januar wieder auf der Matte stehen. Bis Ende Januar dauert eigentlich das Wintersemester, wobei die Lehrveranstaltungen bis Ende Dezember abgeschlossen sind und im Januar Prüfungen stattfinden. Für die Studierenden im Praxisverbund wurde nun in diesem Semester erstmalig der gesamte Plan gestaucht. Was sie normalerweise in drei Monaten gelernt hätten, sollten sie sich nun in zwei Monaten aneignen und bis Ende November damit durch sein. Ihre Prüfungen schreiben sie nun im Dezember.
Die „normal“ Studierenden haben nach wie vor drei Monate Zeit, den Stoff eines Semesters zu erwerben. Da jedoch beide Gruppen von Studenten bei denselben Dozenten dieselben Vorlesungen und Übungen besuchen, gibt es ein Problem.
So versuchen die Dozenten, die Vorlesungen für die beiden Studentengruppen zu teilen. Das führt offenbar zu einer heillosen Verwirrung. Ein Student im Fachbereich Maschinenbau berichtet uns: „Zwei sechsstündige Fächer finden an jeweils drei Terminen zu jeweils einem zweistündigen Block statt, wobei ein Termin eine Vorlesung ist und die beiden anderen Termine Übungen. Regulär wären die Fächer vierstündig. Bei dem einen Fach finden alle sechs Stunden das ganze Semester über statt, und der Stoff ist bereits Ende November abgehandelt. Bei dem anderen Fach finden nur die Vorlesung und eine Übung für beide Studentengruppen, die andere Übung aber nur für die Studierenden des Praxisverbundes statt.“
Das wäre ja noch einigermaßen überschaubar. Aber: „Die genauen Termine, wann welche Vorlesung für welche Gruppe über welchen Zeitraum stattfindet, ist Ergebnis einer Absprache des Dozenten mit den Studierenden. Wer ausgerechnet in der Sitzung, in der diese Absprache getroffen wurde, gefehlt hat, ist nun auf die ‚stille Post’ unter den Kommilitonen angewiesen, denn weder am Schwarzen Brett noch sonstwo wird diese Absprache veröffentlicht.“
So irren manche Studenten umher, landen in Vorlesungen, die sie schon einmal gehört haben, verpassen die Übungen, die sie noch nicht gehabt haben, sitzen in Hörsälen und merken so nach und nach im Lauf der ersten Viertelstunde, dass hier heute gar nichts stattfindet, wissen aber nicht, ob die Veranstaltung, die sie hier erwartet haben, schon war oder noch sein wird und wenn letzteres, wann dann.
Aber auch wenn man bei der Absprache dabei war, ist das keine Garantie, dass man alles mitmachen kann, was man sich vorgenommen hat. „Es kam im laufenden Semester vor, dass Termine, die zu Beginn festgelegt worden waren, wieder geändert wurden. Wenn man genau dann fehlte, bekam man das nicht mit“, berichtet der Student weiter.
Nachfragen bei den betreffenden Dozenten scheinen zahlreich zu sein. Einige reagieren nämlich mittlerweile ziemlich genervt, weil sie dieselbe Frage schon viele Male beantwortet haben.
Zeitungsüberschriften wie z.B. „Grüne wollen … Studiengebühr“ suggerieren, ein Studium wäre noch kostenlos. Das stimmt nicht. Die Studierenden der Fachhochschule haben für das laufende Semester einen Beitrag von 166 Euro entrichtet. Ein Teil dieser Summe deckt Verwaltungskosten. U.a. mit der Begründung der gestiegenen Verwaltungskosten wird der Semesterbeitrag erhöht. Im nächsten Semester wird er 191 Euro betragen. Unser verärgerter Informant meint dazu: „Von ‚Verwaltung’ kann hier nicht die Rede sein; erhöht wird der Beitrag trotzdem.“
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