Automarkt
Mai 052009
 

Krise? Was für eine Krise?

Wenn es Wörter gibt, die wohl keiner mehr hören kann, sind es solche wie „Krise“ oder „Abwrackprämie“.

(jes) Auch wenn diese Zeit aus Sicht der Finanzmärkte als eine sehr düstere erscheint, gibt es doch noch genug Lichtblicke, die aufzeigen, dass hierzulande nicht alles den Bach runtergeht. So wie beispielsweise das Wilhelmshavener Unternehmen Opel Schmidt mit seinen 100 Mitarbeitern.


opel_schmidtAuch wenn das Verhältnis der Firma Opel durch die anstehende Insolvenz des Mutterkonzerns General Motors sich zu einer Familientragödie ausgeweitet hatte, kann Opel Schmidt für das Jahr 2009 mit zweistelligen Zuwachsraten rechnen.
Mit einer Tradition von über 50 Jahren und einem Marktanteil von ca. 30% in Wilhelmshaven können die Gebrüder Schmidt zufrieden auf ihr immer noch expandierendes Unternehmen blicken. Diese Zufriedenheit ist wohl zum Einen sehr stark gekoppelt an die Abwrackprämie, aber auch an das große Vertrauen, welches die Wilhelmshavener Bürger dem Familienbetrieb entgegenbringen.

Rosige Aussichten?

„Arbeit gibt es hier immer genug!“, erklärte Hartmut Schmidt gegenüber dem Gegenwind. Denn da gibt es beispielsweise Verträge mit der HUK-Coburg-Versicherung, die jeden regionalen Schadensfall mit Opel Schmidt abwickelt. Das heißt, dass die Reparaturen, egal welcher Automarke, in der firmeneigenen Werkstatt vorgenommen werden und auch der Leihwagen von Opel Schmidt zur Verfügung gestellt wird. Das florierende Geschäft mit den Neuwagen steht durch die Abwrackprämie geradezu rosig da.
Aber was passiert nach der großen Abwrackprämie? Nachdem jeder Autobesitzer, der es sich dank der staatlichen Prämie leisten konnte, einen Neuwagen zu kaufen, dies nun vielleicht früher als geplant realisiert hat?
Könnte man nicht davon ausgehen, dass der Markt dadurch erst einmal gesättigt ist und jetzt die große Flaute bevorsteht, die den jetzigen Rückgang des Automobilverkaufes weit in den Schatten stellen wird?
Verschiedene Wirtschaftsexperten stehen der Abwrackprämie aus genau diesem Grund sehr kritisch gegenüber, weil es letztlich das eigentliche Desaster bloß nach hinten verschiebt.
Dadurch konnte zwar die Kurzarbeit bei einigen Autobauern wie beispielsweise Ford, Opel und VW wieder eingestellt werden, doch welcher „Negativ-Boom“ erwartet uns nach der vorverlegten Sättigung des Marktes?

Probleme nur verschoben?

Das riesige Kontingent von 1,4 Milliarden Euro, welches der Staat für die Prämie anlässlich des Konjunkturpaketes II zur Verfügung gestellt hat, ist nicht nur aus Gründen der „Verschiebung“ der Wirtschaftskrise unter die Lupe zu nehmen; vor Augen halten sollte man sich auch, dass der Staat mit jedem Kauf eines Neuwagens 19% Mehrwertsteuer erhält. Das sind 1.900 Euro bei einem Neuwagenpreis von 10.000 Euro. Sozusagen zahlt der Staat hier „nur“ noch 600 Euro Abwrackprämie.
Unter diesem Blickwinkel ist es nur verständlich, dass die derzeitige Regierung bis zu den Neuwahlen im September alles daran setzt, die tatsächliche Lage auf dem Automobilmarkt in ein besseres Licht zu setzen.
Positiv zu vermerken ist, dass Opel im laufenden Monat April in der Zulassungsstatistik vom fünften auf den zweiten Rang direkt hinter VW gerückt ist. Das liegt an der breiten Produktpalette und an dem neuen Insignia, der sich mit hohen Verkaufszahlen auszeichnet.

Mehr Einfluss?

Im Gespräch war auch, dass die Produktionsstätten anteilig von Opelhändlern übernommen werden sollten. Hierzu äußerte sich Schmidt positiv, denn würde von jedem verkauften Neuwagen ein Betrag an den Opel-Konzern fließen, wäre im Gegenzug auch ein Mitbestimmungsrecht gegeben, welches den Händlern mehr Einfluss auf die Politik des Konzerns gewährleisten würde. Schmidt betont des Weiteren, dass die Opelwerke eine gute Arbeit leisten und sich stets durch qualifizierte Ingenieure auszeichnen können. Seiner Meinung nach liegt die entstandene Problematik darin begründet, dass das erwirtschaftete Kapital in den kranken Mutterkonzern GM floss, und betont, dass dessen Management den deutschen Markt nicht ausreichend kannte, um schnell und gezielt auf die spezifischen Probleme einzugehen und der Krise rechtzeitig entgegenwirken zu können.
Doch trotz aller Unwägbarkeiten blickt Hartmut Schmidt „optimistisch in die Zukunft“. Und sollten Opel, Saab und Chevrolet die Bühnen des Marktes doch einmal verlassen, so tauscht man hier ganz einfach die Automarken im Unternehmen Opel Schmidt aus.

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