Aufstehen gegen den Krieg!
Nov 292001
 

…weil Krieg noch nie eine Lösung war!

Die grausamen und verbrecherischen Anschläge am 11.09. in New York und Washington haben nicht nur Bestürzung in aller Welt ausgelöst. Auch eine Spirale der Gewalt wurde losgetreten, in die sich George W. Bush und die anderen Mächtigen dieser (ach so zivilisierten…) Welt bereitwillig und ohne Verzögerung eingereiht haben. Wie selbstverständlich begann mensch sehr bald, Gewalt mit Gewalt zu beantworten. KritikerInnen dieses Angriffskrieges wurden von Entscheidungen und Diskussionen ausgeschlossen oder gar als Sympathisanten des islamistischen(?) Terrors gebrandmarkt.

war sucksZynisch sprechen die Kriegführenden von „Brot und Bomben“ und „Chirurgischen Eingriffen“ gegen Taliban und El-Khaida, während sie Bombenteppiche und tonnenschwere Benzinbomben auch auf das ohnehin schon gebeutelte Afghanistan werfen lassen.
Nun will auch Deutschland seiner Pflicht als neue alte Großmacht nachkommen und Schiffe, Flugzeuge und Bodentruppen in „alte“ und neue Kriegsgebiete aussenden. Und die Bildzeitung jubelt „Wir sind wieder wer!“
Einen wichtigen Part in der deutschen Kriegsplanung spielt Wilhelmshaven, der größte Kriegshafen der Bundesrepublik. Von hier sollen voraussichtlich am 02.01.02 mehrere Kriegsschiffe mit Kurs auf das Horn von Afrika auslaufen.
Das werden wir nicht ohne Protest hinnehmen! Am 29.12. um 13 Uhr findet ab dem Valoisplatz (Nähe Bahnhof) in Wilhelmshaven eine Demonstration unter dem Motto

„WAR SUCKS! Aufstehen gegen den Krieg!“

statt!
Und IHR werdet dort gebraucht! Kommt in bunt oder in schwarz, aber kommt auf jeden Fall in Scharen!
WEIL KRIEG NOCH NIE EINE LÖSUNG WAR!


Rede von Elisa Kauffeld auf der Demonstration am 29.12.2001 in Wilhelmshaven

Kauffeld_ElisaAufstehen gegen Krieg und gegen Terror für Gerechtigkeit

23 Jahre Krieg in Afghanistan! Kann man Zerstörung noch zerstören? In diesem geschundenen Land können nur noch die Menschen zerstört werden.
Die indische Schriftstellerin Arundhati Roy sagte in einem ihrer Bücher:
„Nichts kann eine terroristische Tat entschuldigen oder rechtfertigen, unabhängig davon, ob sie durch religiöse Fundamentalisten, private Milizen begangen wurde oder ob sie als Vergeltungskrieg einer anerkannten Regierung verkleidet wird. Die Bombardierung Afghanistans ist keine Rache für New York oder Washington. Sie ist eine weitere Tat des Terrors gegen die Menschen dieser Welt. Jede unschuldige Person, die getötet wird, muss dem grauenvollen Blutzoll der Zivilisten, die in New York und Washington starben, hinzugefügt und nicht mit ihnen verrechnet werden.“
Krieg ist Terror. Deswegen kann Krieg den Terrorismus nicht bekämpfen. Und was ist Terror eigentlich?

  • Das Drohen mit dem Einsatz von Atomwaffen, wie es die Atommächte seit Jahren tun und wie es jetzt wieder in Pakistan und Indien geschieht.
  • Die Globalisierung auf Kosten der sog. Dritten Welt.
  • Das Verschwinden lassen von missliebigen Personen.

Das alles ist Terror und doch wird es immer welche geben, die so etwas rechtfertigen.
George W. Bush in seiner Rede im FBI-Hauptquartier: „Dies ist unsere Berufung der freiesten Nation der Welt, einer Nation, die gebaut ist auf grundlegende Werte, die Hass ablehnt, Gewalt ablehnt, Mörder und das Böse ablehnt.“
Und jetzt folgt die Liste der Länder, die die USA seit dem 2. Weltkrieg bombardiert haben:
China, Korea, Guatemala, Indonesien, Kuba, Belgisch-Kongo, Peru, Laos, Vietnam, Kambodscha, Grenada, Libyen, El Salvador, Nicaragua, Panama, Irak, Bosnien, Sudan, Jugoslawien, Afghanistan.
Und diese friedliebenden Nationen, zu denen wir seit diesem Jahr auch gehören, werden den nächsten Schurkenstaat finden, den sie als nächstes bombardieren können, um ihre Rüstungsindustrie am Arbeiten zu halten und – egal um welchen Preis – sich die Öl- und Erdgasvorräte zu sichern. Denn das war der Grund des lange geplanten Krieges gegen Afghanistan. Die Terrorattentate in New York und Washington haben die Sache nur beschleunigt.
Madeleine Albright sagte 1996 zu der Tatsache, dass 500.000 irakische Kinder infolge des Wirtschaftsembargos gestorben sind: „Alles in allem ist der Preis für diese Sanktionen nicht zu hoch gewesen.“ Dieses Embargo ist immer noch in Kraft und noch immer sterben Kinder an den Folgen, weil benötigte Lebensmittel und Medikamente nicht ins Land hineingelassen werden.
Was ist eigentlich mit jenen abgeworfenen gelben Lebensmittelpaketen der USA während des Afghanistan-Krieges
Die schon zitierte Inderin Arundhati Roy kommentiert die Aktion so:
„Das Niveau der kulturellen Dummheit, das fehlende Verständnis dafür, was monatelanger erbarmungsloser Hunger und bittere Armut wirklich bedeuten, der Versuch der Bush Regierung noch durch das äußerste Elend das eigene Selbstverständnis aufzubessern, lässt sich nicht in Worte fassen.“
„Grenzenlose Gerechtigkeit“ hat George W. Bush den Krieg gegen den Terrorismus genannt. Wie viel tote Iraker sind für mehr Gerechtigkeit notwendig? Wie viele tote Afghanen für jeden US-Amerikaner? Wie viele tote Frauen für einen Mann? Wie viele Mudschaheddin für einen Investmentbanker?
Was die USA mit der NATO vormachten, drohen Indien und Pakistan jetzt nachzumachen. Nur dass der Krieg in Afghanistan praktisch widerstandslos war. Aber an der Grenze in Kaschmir stehen sich Atommächte gegenüber!
Und bei uns? Was alles fällt dem Sparzwang des Finanzministers zum Opfer! Zum Beispiel müssen die 0,7% des Bruttosozialproduktes für Entwicklungshilfe „schrittweise“ zusammengeklaubt werden, aber für den Krieg gegen den Terrorismus sind 3 Milliarden DM pro Jahr problemlos verfügbar! Ekelhaft und peinlich ist die übereilt bekundete Solidarität des Bundeskanzlers. „Solidarität ist kein ‚Kampfbündnis’, sondern wir sehen darin das Ziel des Zusammenwachsens der ganzen Vielfalt auf unserer Erde zu einer Weltgemeinschaft, die diesen Namen verdient. Der Begriff Solidarität steht also nicht für die Vorstellung von Gut und Böse, zivilisiert oder barbarisch, sondern für die Erkenntnis, dass wir Menschen aufeinander angewiesen und von einander abhängig sind.“ Dies sagte der Psychologe Horst-Eberhard Richter.
Zum Schluss möchte ich aus einem Aufruf, den einige führende Völkerrechtler der früheren DDR in der Frankfurter Rundschau veröffentlicht hatten, zitieren: „Wir haben uns über das Abstimmungsverhalten der Volkskammerabgeordneten amüsiert. Angesichts des Abstimmungsverhaltens der Bundestagsabgeordneten ist uns das Lachen vergangen. Wir haben es satt und sind entsetzt darüber, dass ganz nebenbei schon die Diskussion um die Anwendung der Folter salonfähig wird. Sind unsere Politiker nicht auf dem besten Wege, Verhaltensweisen und Denken einer Terroristenbande anzunehmen?“
Hier füge ich hinzu: „Wir haben es satt, dass so ganz nebenbei und hintenherum unsere im Grundgesetz festgelegten Rechte verwässert oder ganz abgeschafft werden und wir auf so etwas wie einen Polizeistaat zusteuern.“
Und weiter mit dem Aufruf: „Nur eine Diktatur braucht linientreue Parteisoldaten. Demokratie braucht mündige Bürgerinnen und Bürger. Machen wir endlich den Mund auf, reden wir in der Familie und vor allem mit den Abgeordneten über Krieg um die Ressourcen, über Gerechtigkeit und über Rechtstaatlichkeit, die uns zwischen den Fingern zu zerrinnen droht.
Wir haben es einfach satt: wir haben einen Bundeskanzler satt, der um der Macht willen Abgeordnete zwingt, Ja zum Krieg zu sagen, wenn sie nein meinen. Wir machen nicht mit, wenn Kriegseinsätze mit Worthülsen wie „Verantwortung übernehmen“, „der neuen Rolle Deutschlands in der Welt gerecht werden“ oder mit „Politikfähigkeit“ oder gar mit der „Durchsetzung der Rechte der Frauen“ verharmlost werden.
Wir verweigern uns diesem Krieg! 1989 haben wir gelernt, dass es Sinn macht, zu widersprechen!“

Nun möchte ich mich an die Soldatinnen und Soldaten, die dem Befehl zum Kriegseinsatz folgen wollen, wenden. Ich bin eine alte Frau, die zwei Weltkriege von „unten“ erlebt hat. Ich weiß, was die Bomben und die Artillerie anrichten, ich weiß, wie es Flüchtlingen, die ihr nacktes Leben zu retten versuchen, zumute ist.
Der Bundestag hat am 16. November beschlossen, 3.900 Soldaten für einen Kriegseinsatz mit unbekanntem Ziel bereitzustellen.
Der Bundestagsbeschluss ist grundgesetzwidrig. Der 27. Richterratschlag hat am 3./4. November erklärt: „Deutschland darf sich an einem völkerrechtswidrigen Krieg nicht beteiligen.“
Nach dem Völkerrecht darf Terror nicht mit Krieg beantwortet werden. Die Anschläge sind keinem Staat zurechenbar.
Krieg ist keine Lösung – er fordert nur neue Opfer.
Soldatinnen und Soldaten, ich möchte Sie auffordern, Ihren Einsatz zu überdenken.
Wogegen wird Krieg geführt?
Ist es gegen den Terrorismus, dann nützt er nichts, denn die Terroristen ziehen von einem Land ins andere.
Wird Krieg wegen Öl und anderen Bodenschätzen geführt? Dann ist fairer Handel effektiver und ehrlicher. Wird Krieg etwa für die Rüstungsindustrie geführt, dann wäre Konversion ökonomischer, anständiger und sinnvoller.

Ihre Elisa Kauffeld, Friedensfreundin, die diesen Weg aus den Erfahrungen eines 88-jährigen Lebens gezogen hat.

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