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Apr 211992
 

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M AU L K OR B ?

Die folgende Stellungnahme des GRÜNEN-Vorstandes schmort seit über 2 Monaten bei der WZ. Offensichtlich glaubt unsere Marine- und Heimatpostille mal wieder, darüber entscheiden zu können, was der Wilhelmshavener lesen darf und was nicht.„Großkraftwerke nur unter den Bedingungen der Koalitionsvereinbarung
Der Neubau eines Großkraftwerkes kann heute nicht mehr nach der Kaiser-Wilhelm-Methode begonnen werden: „Ich kenne keine Parteien mehr, nur noch Großkraftwerkfans.“
Es sollte sich herumgesprochen haben, daß ein Großkraftwerk zur Verstromung von Kohlenwasserstoffen in jedem Fall die Schadstoffbelastung der Erdatmosphäre vergrößert. Der Koalitionsvertrag, den SPD und GRÜNE abgeschlossen haben, sagt dazu unmissverständlich: „Vor der Genehmigung eines Großkraftwerkneubaus sollen die Antragsteller den Nachweis führen, daß eine Versorgung nicht anders als mit dem beantragten Projekt realisierbar ist.“
Dieser Nachweis dürfte von Preussen-Elektra in Wilhelmshaven nicht zu führen sein. Bei der heute üblichen Energieverschwendung muß jede objektive Prüfung der Tatsachen zu dem Ergebnis führen, daß einfachste Sparmaßnahmen die Versorgung weitaus besser sichern können als der Zubau von Kraftwerkskapazität. Amerikanische Energieversorgungsunternehmen haben vorgeführt, daß sich Stromeinsparungen bis zu 30 %. erzielen lassen, wenn der ernsthafte Wille dazu vorhanden ist.
Sollte der Preussen-Elektra dennoch der Nachweis gelingen, daß im Zusammenhang mit dem Abschalten von Kernkraftwerken Sparmaßnahmen zur Sicherung der Versorgung nicht ausreichen, wäre in der nächsten Entscheidungsstufe über die Art einer Neubaumaßnahme zu diskutieren. Dabei dürfen insbesondere die Wähler der GRUNEN mit Recht erwarten daß endlich ernsthaft ökologische Gesichtspunkte berücksichtigt werden.
Der Koalitionsvertrag sagt hier: „Grundsätzlich treten die Koalitionsparteien dafür ein, konventionelle Kraftwerke als kraft-wärme-gekoppelte Einheiten zu bauen.“
Mit dieser Technik lassen sich die Wirkungsgrade etwa verdoppeln; die Schadstoffemissionen bei gleicher Energieausbeute also halbieren. Angesichts solcher technischen Möglichkeiten sieht ein konventionelles Kohlegroßkraftwerk wie im Voslapper Groden mit seinem Wirkungsgrad um 40 % schon sehr, sehr alt aus.
Selbstverständlich müssen auch andere technische Möglichkeiten in diesen Entscheidungsprozeß einbezogen werden, wie Dezentralisierung, Einsatz von Wärmepumpen und insbesondere der forcierte Einsatz regenerativer Energien. Auch auf diesem Gebiet erwarten die Wähler einer rot-grünen Koalition zurecht besondere Leistungen.
Die ernsthafte Diskussion, so quälend sie in einer wirtschaftlich gebeutelten Region auch erscheinen mag, muß geführt werden. Ein Großkraftwerk ist eine Entscheidung, die noch in 20 Jahren Einfluß auf das bedrohte Klima unseres Planeten hat. Fehlentscheidungen auf diesem Gebiet verschandeln bereits in genügender Anzahl die Landschaft. Eine Argumentation, die unterstellt, es ginge mal wieder um den Kampf guter Wilhelmshaven-Patrioten gegen böse Vaterlandsverräter, führt an den wirklichen Problemen vorbei.“

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G R Ü N E SEI T E

V.i.S.d.P.: B. Richter, 2940 WHV ·

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