WHV und BUND
Jul 011998
 

Immer das gleiche Lied

Wilhelmshavens Hafenwirtschaftsvereinigung diskutierte mit Umwelt- und Naturschützern

(hk) Ende Mai führte die Kreisgruppe Wilhelmshaven des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) ihre Jahreshauptversammlung durch. Haupttagesordnungspunkt war ein Vortrag des Präsidenten der Wilhelmshavener Hafenwirtschaftsvereinigung (WHV), John H. Niemann, über die Notwendigkeit eines Binnenwasserstraßenanschlusses durch die Kaiserbalje.

Die WHV, so Niemann in seinem Vortrag, verfolge weiterhin das Ziel, einen Kanal durch Butjadingen zur Weser zu bauen. Da die Realisierung eines solchen Projekts jedoch zu lange dauere, setze man als Zwischenlösung auf den Durchstich der Kaiserbalje, um mit dem Binnenwasserstraßennetz verbunden zu sein. Mit der selben Begründung wies Niemann auch die Vermutung der Umweltschützer zurück, dass die jetzt beantragte Vertiefung der Kaiserbalje nur ein erster Schritt sei.

Verbindlicher Ton
John H. Niemann, der in der Öffentlichkeit schon mal grobschlächtig auftritt (GW 145: ‚Wild um sich beißen‘), bemühte sich diesmal um einen etwas verbindlicheren Ton, den er bis auf einige kleine Ausrutscher auch durchhielt.
Sich selbst stellte er als ehrenamtlich tätigen Macher dar, der neben seinem Beruf nach Feierabend uneigennützig für den Aufschwung des Hafens unterwegs sei, und nur das Beste für die Stadt, für die Zukunft der Jugend und die Arbeitslosen im Sinn habe, und überhaupt liege ihm ja auch die Umwelt am Herzen. Und wenn da mal etwas mit einem großen Tanker passieren würde, wäre das Hohe-Weg-Watt sowieso verloren. Das sollte man auch bedenken, wenn man über die kleinen Schiffe spricht, die durch die Kaiserbalje fahren werden.

In 30 Jahren ist alles vorbei
Detlef Weide, Geschäftsführer der WHV brachte daraufhin seine Erkenntnis zu Gehör, dass das Hohe-Weg-Watt in 30 Jahren sowieso vom Wasser weggespült sei, man aber so lange nicht auf den Binnenschiffsanschluss an die Weser warten könnte. Dass diese drohenden Veränderungen etwas mit den Hafenaktivitäten Wilhelmshavens zu tun haben könnten, wie es von mehreren Diskussionsteilnehmern behauptet wurde, wiesen die Hafenausbauer weit zurück. Die Diskussion wurde heftiger, und der Einwand eines Diskutanten, dass es doch Blödsinn sei, hier mit Seekarten von 1840 zu argumentieren, führte zu einer langatmigen Gardinenpredigt von John H. Niemann über den richtigen Umgangston. Auf den Einwand, dass der von der WHV betriebene Bau des Jade-Ports zu einer Verlagerung des Hauptstrombettes der Jade in Richtung Hohe-Weg führen wird, konnte Niemann nur antworten, dass er nichts vom Wasserbau verstünde, und man da erst noch Untersuchungsergebnisse abwarten müsse.
Nicht mit Kritik sparte Niemann, als es wieder um die Vertiefung der Kaiserbalje ging. Die Antwort der Bundesregierung auf die Anfrage der Grünen-Abgeordneten Gila Altmann (der GW berichtete ausführlich) hätte, so Niemann nichts mit dem zu tun, was die WHV wolle. Man wolle die Kaiserbalje ja nur nutzen, bis der Kanal durch Butjadingen fertig gestellt sei. Auf den Einwand, dass der Kanalbau doch bereits abgelehnt sei, konterte Niemann mit einem einfachen „Das stimmt nicht! Woher wissen Sie das?“ Leider hatte der Diskussionsteilnehmer sein Archiv nicht mit dabei. Dann hätte er nämlich Folgendes aus der WZ vom 26.6.1996 zitieren können: „Das Bundesverkehrsministerium in Bonn hat den Wilhelmshavener Wünschen nach einem Jade-Weser-Kanal eine Absage erteilt. Wie der CDU-Bundestagsabgeordnete Erich Maaß gestern mitteilte, gäbe es keine Chance zur Aufnahme des Projekts in den Bundesverkehrswegeplan. In der Bonner Stellungnahme sei der Kostenaufwand für den von der Wilhelmshavener Hafenwirtschaftsvereinigung vorgeschlagenen Kanal durch Butjadingen mit 500 – 600 Millionen Mark beziffert worden.“

Zahlenspiele
Niemann bestritt auch, dass der Kaiserbaljen-Antrag der Stadt Wilhelmshaven bereits abgelehnt wurde, womit er formal auch Recht hatte. Die Stadt Wilhelmshaven und die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nordwest (WSD NW) einigten sich allerdings darauf, dass der Antrag der Stadt zunächst nicht weiter bearbeitet wird (Brief der WSD NW an den WWF vom 26.3.1998).
Hans Hartmann (SPD) fragte nach den Kosten für die Vertiefung. John H. Niemann tischte daraufhin 500.000 DM auf. Auch die Ausführungen, dass diese Billigvariante von der Bundesregierung aus Sicherheitsgründen verworfen wurde, brachte ihn nicht von seiner Aussage ab. Und von der Vorstudie des Wasser- und Wirtschaftsamtes Wilhelmshaven, nach der Erstbaggerkosten in Höhe von 4 Millionen Mark und jährliche Unterhaltsbaggerungen von 2 Millionen Mark an- fallen würden, wollte Niemann nichts wissen, „weil das mit den Plänen der WHV nichts zu tun habe“.
Zum Ende der, argumentativ stark an die Auseinandersetzungen der Siebzigerjahre (ICI usw.) erinnernden, Veranstaltung war alles wie am Anfang: Man blieb auf beiden Seiten bei seiner Meinung. Immer das gleiche Lied.

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